Titel: Zero Distance / Zero Kyori

Genre: Boys‘ Love, Comedy, Drama, Romance, School Life, Mystery

Zeichnungen / Story: Ryo Takagi

Bände: One Shot

Verlag: Egmont Manga

Erscheinungsjahr: 2017

Erotische Szenen: ❤

Zero Distance aus dem Hause Egmont Manga könnt ihr auch als E-Book bekommen.

Nun ist der große Tag gekommen: Ich werde euch einen Manga vorstellen, dessen Story ich zwar ganz niedlich fand, der mir insgesamt aber trotzdem nicht so gut gefallen hat. Ich dachte, wir müssen die rosaroten Blubberblasen, die ich hier ab und an auf meiner Tastatur fabriziere und die durch meine Beiträge wabern, mal zum platzen bringen. Also, nicht alle. Aber wenigstens ein paar davon.

Inhalt

Neo Shinonome, gegenwärtig 28 Jahre alt und Single, steht ein unangenehmer Tag bevor: Sein ehemaliger Senpai von der Highschool, Maki, heiratet, und Neo hat zwölf Jahre nach dem Schulabschluss tatsächlich eine Einladung erhalten. Dabei ist er auf Maki nicht besonders gut zu sprechen. Neo erinnert sich nur ungerne daran, dass der ältere Mitschüler ihn zu Schulzeiten zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit öffentlich küsste und ihm auf diese Art ein Salzkaramellbonbon in den Mund schob, während Neo nie den Grund für dieses Verhalten erfahren hat, das ihn an seiner Schule ins soziale Abseits beförderte. Die Einladung zur Hochzeit will Neo dazu nutzen, um Maki eine Entschuldigung abzuverlangen und sich zu rächen. Doch es kommt alles ganz anders. Auf dem Weg zu den Feierlichkeiten wird Neo – in Erinnerungen an den Senpai versunken – von einem LKW angefahren und stirbt. Zumindest ist er dieser Meinung, als er als Däumling erwacht und sich plötzlich mit seinem jugendlichen Ich konfrontiert sieht. Nach dem ersten Schreck schmieden der alte und der junge Neo gemeinsam einen Plan: Neo will seinen Tod in der Zukunft verhindern, indem er die Vergangenheit ändert und den Neo, der hier noch Schüler ist, vor Makis Küssen bewahrt. Ohne diese Erinnerungen an die Begegnung mit Maki, so Neos These, wird es keine Einladung zu der Hochzeit geben und keinen unkonzentrierten Neo, der unachtsam die Straße überquert. Dieser augenscheinlich geniale Plan läuft natürlich vollkommen aus dem Ruder. Sein jüngeres Ich verliebt sich Hals über Kopf in den attraktiven Maki und Neo muss mit einem Mal einsehen, dass seine ganze Wut eigentlich nur einen einzigen Grund hat: Er ist bereits selbst seit langer Zeit in Maki verliebt und hat die für ihn willkürlich erscheinenden Küsse und die mit Makis ausbleibenden Erklärungsversuchen einhergehende Ungewissheit über die Gründe für diese nie verarbeitet. Wird es Neo gelingen, sich selbst und Maki seine Gefühle zu gestehen und einen Weg zu finden, sein augenscheinlich vorgezeichnetes Schicksal abzuwenden? Und welchen Grund hatte Maki überhaupt für sein damaliges Verhalten?

Artwork / Gestaltung

Ryo Takagis Artwork ist sehr gefestigt und ausgereift. Man merkt der Mangaka deutlich an, dass es sich bei ihr um eine sehr erfahrene Autorin handelt, die bereits seit vielen Jahren BL-Manga publiziert und sich vor allem mit Veröffentlichungen wie Kire Papa oder Pirate’s Game einen Namen in der internationalen Manga-Szene und bei ihren Fans gemacht hat. Ein wesentliches Merkmal ihrer Manga sind das ausgeprägte Uke-Seme-Schema und die überraschenden Wendungen, die die Geschichten der Autorin gerne nehmen.

Ihren Zeichnungen sieht man nicht mehr auf den ersten Blick an, dass es sich bei ihnen um von Hand angefertigte Figuren handelt. Ich persönlich mag lieber Manga beziehungsweise ein Artwork, bei dem man noch erkennen kann, dass es sich eben um – ja, „echte Handarbeit“ handelt, wie wir Deutschen gerne sagen *zwinker*. Damit meine ich, dass ich es bevorzuge, wenn ein Bild den Charakter einer Zeichnung oder Skizze nicht völlig verloren hat und man zum Beispiel eine skizzierte Strichführung nachvollziehen kann. Dieses Merkmal verleiht einem Manga mehr die Ausstrahlung eines kleinen Kunstwerks und lässt ihn nicht wie einen handelsüblichen Comic wirken, welcher für den Druck von allen kleinen Schönheitsfehlern und überflüssigen Linien befreit wurde. Der Leser bekommt einfach das Gefühl vermittelt, dass der Manga nicht durch unzählige Bearbeitungsphasen wandern musste, bevor er in den Druck gekommen ist, denn viele Überarbeitungen mögen zwar einem Storyboard gut tun, aber sie entfernen die Zeichnungen eines Manga stark von ihrer originalen und damit ursprünglichen Version. Meine ganz persönliche Meinung dazu ist, dass ein zeichnerisches Werk durch einen zu intensiven Überarbeitungsprozess seinen individuellen Charm verliert und beginnt, sehr glatt und kalt zu wirken. Die zielgerichtete Strichführung, der häufige Einsatz von Rasterfolie und die dickeren schwarzen Outlines, die in Teilen Ryo Takagis Artwork prägen, verleihen den Zeichnungen doch eine gewisse Härte und nehmen ihnen hin und wieder die Leichtigkeit und Transparenz, welche beispielsweise das Artwork von Kano Miyamoto ausmachen (hierzu kann ich euch den Beitrag zu Touch of Pain von Kano Miyamoto empfehlen).

Nichtsdestotrotz gelingt es der Mangaka, eine gewisse Balance aufrecht zu erhalten. So offenbaren vor allem die großformatigen Porträtzeichnungen, besonders auf die Augenpartie der Protagonisten bezogen, noch den Charakter einer Zeichnung. In diesen Nahaufnahmen liegt eine besondere Stärke der Mangaka, denn ihr gelingt es, die Gesichter der Figuren sehr zart und weich wirken zu lassen. Vordergründig Neo kann hier seine gesamte kindliche und sehr feminine Ausstrahlung entfalten, wozu die zarte Röte ihren Teil beiträgt, die Neos Gesicht in vielen Situationen überzieht. Überhaupt favorisiert Ryo Takagi ein sehr ästhetisches und geschlechtsneutrales Figurendesign. Die männlichen Charaktere sind allesamt klein und zart oder groß und sehr schlank gebaut, dabei jedoch immer von feingliedriger Statue, was besonders Neo den Charakter eines hilflosen Kindes verleiht und ihn visuell sehr stark in die Nähe der weiblichen Figuren rückt. Obwohl keine Linie überflüssig oder unnötig wirkt und das Artwork teilweise von sehr graphischer Druckqualität erscheint, bewahrt Neos Figur – sozusagen – die Leichtigkeit und den künstlerischen Gehalt des Manga. Er erinnerte mich beim Lesen häufig an eine Fee oder einen kleinen Kobold (und als wütender Däumling geht er auch einwandfrei als ein solcher durch). Maki wirkt trotz seiner Feingliedrigkeit und schlanken Figur im Kontrast zu Neo sehr viel maskuliner und härter, was vielleicht auch aus seiner Größe und seinen schwarzen Haaren resultiert, die nicht so fluffig und watteweich wirken wie Neos.

Die Panele und Textelemente des Manga sind relativ spärlich gesetzt. Es gibt wenig Hintergrundzeichnungen und – im Verhältnis zu anderen Manga, beispielsweise Sekaiichi Hatsukoi – wenig Dialog zwischen den Figuren. Da sich die Panele in der Regel auf vier bis fünf pro Seite beschränken und fast ausschließlich Profil-, Halbprofil- oder Porträtzeichnungen der Figuren diese füllen, kommt optisch wenig Spannung auf und der Manga schafft es nicht, den Leser mit ungewöhnlichen Perspektiven oder abwechslungsreichen Ausschnitten zu fesseln. Dieses reduzierte Artwork verleiht dem Werk große Übersichtlichkeit, lässt es zu Weilen jedoch auch etwas langweilig und einfallslos wirken. Während in anderen Manga, zum Beispiel bei Shoko Hidaka, wohl überlegte Detailzeichnungen von den Händen oder Gesichts- beziehungsweise Körperpartien der Figuren in Abfolge oder einzeln gezeigt werden, beschränkt sich Ryo Takagi oft auf Zeichnungen, die mindestens den Oberkörper der Figuren mit abbilden. Mir haben in den Bildern diese feinen Nuancen gefehlt, die die Aufmerksamkeit des Lesers gezielt lenken und für mich ein zentrales Kennzeichen einer Mangaka mit Blick fürs Detail sind. Wenn ich zum Beispiel daran denke, wie viel in Ein melancholischer Morgen eine kleine unauffällige Berührung oder ein Blick aussagen, die separiert ein oder mehrere Panele füllen, dann weiß ich sofort, was ich in Zero Distance schmerzlich vermisse: Es steht das Offensichtliche zu sehr im Mittelpunkt und insgesamt wird zu wenig Raum für die Interpretation einer Geste oder eines Gesichtsausdrucks gelassen. Die großformatigen Porträtzeichnungen schließen diese Lücken sofort und offenbaren die Gefühle der Protagonisten damit zwar sehr direkt, allerdings auch etwas plump. Dem Leser ist der emotionale Zustand Neos von Beginn an klar und aus diesem Grund wird der Geschichte von Anfang an etwas der Wind aus den Segeln genommen. Es gab einige Abschnitte des Manga, durch die ich mich aufgrund mangelnder Spannung durchquälen musste.

Recht gut gefallen hat mit wiederum der Humor. Neo ist als Chibi-Figur wirklich sehr niedlich umgesetzt worden und wirkt zum Glück zu keinem Zeitpunkt albern oder lächerlich. Ich musste im Gegensatz oft schmunzeln, wenn der kleine Däumling (mal wieder) den Schreck seines Lebens erleidet und die Mangaka das unter Zuhilfenahme ihres gesamten Könnens in sehr gelungenen und überzogenen Zeichnungen umsetzt. Mini-Neo ist damit der Dreh- und Angelpunkt des Manga, was den Humor anbelangt. Maki und Neos zweites Ich spielen während ihrer Interaktion der Chibi-Figur „die Bälle zu“ und setzen diese somit in die Position eines Beobachters, welcher die Aktionen der beiden aufnimmt und auf humorvolle und überzeichnete Art und Weise für den Leser kommentiert. In die ansonsten unspektakuläre Story gelangt damit eine amüsante Würze hinein. Wer im Übrigen auf Grusel-Elemente hofft, den muss ich enttäuschen. Es kommen zwar ein paar Geister in der Geschichte vor, aber diese sind eher vage ausgearbeitete Randprotagonisten und Mittel zum Zweck und erhalten keine wirkliche Form oder Gestalt.

Erotik

Dies wird wohl der erste BL-Manga, zu dem ich in punkto Erotik nicht viel werde schreiben können. Zero Distance enthält eine explizite Szene, aber wie in Junkos Werken (Konbini-kun von Junko) wird diese für das Ende des Manga aufgespart und gerät recht kurz. Zudem ist sie stark zensiert. Und da ich, wie ihr sicher wisst, wenn ihr hier regelmäßig mitlest, in Bezug auf BL-Manga keine besondere Freundin von starren Rollenstereotypen und Geschlechterklischees bin, konnte Zero Distance mich im Hinblick auf den Sex nicht wirklich begeistern. Der Leser wird im Manga (wie im Abschnitt Artwork / Gestaltung bereits angedeutet) mit einem sehr ausgeprägten Uke-Seme-Schema konfrontiert, was ein typisches Merkmal von Ryo Takagis Werken ist. Der zarte, mädchenhafte und blonde Neo entspricht nicht nur optisch, sondern auch im Charakterdesign allen Klischees, die man als Autor auf einen Uke projizieren kann. Für den Leser ist von Beginn an eindeutig ersichtlich, dass Neo von Makis überraschenden Kussattacken zu Oberstufenzeiten so irritiert war, weil er schon damals unbewusst starke Gefühle für den Senpai entwickelte. Das wissen irgendwie alle. Nur halt Neo nicht. Doch statt das offene Gespräch zu suchen, schleicht Neo beinahe den gesamten Manga über um den Busch herum und wird sich seiner eigenen Gefühle erst dort vollkommen bewusst, wo ihm die Konkurrenz durch das eigene Ich droht. Wie in vielen klassischen BL-Manga ist es die Eifersucht, die Neo schließlich ein Liebesgeständnis abringt. Insgesamt ist Neo – ebenfalls typisch für einen Uke – eine sehr passive Figur, bei der erst durch starke äußere Reize entsprechende Handlungen ausgelöst werden. Das gilt auch beziehungsweise besonders für Aktivitäten im romantischen oder sexuellen Sinne, zu denen der Uke vom dominanten Seme forciert werden muss. Diese Rolle übernimmt im Manga ganz eindeutig Maki, dessen selbstlose Absichten (Geisteraustreibung) sich schnell ins Gegenteil verkehren, nachdem er bemerkt, dass er gegenüber Neo einen starken Beschützerinstinkt entwickelt, der aus der schnell wachsenden Liebe zu seinem Kōhai resultiert. Mit der üblichen forschen Art eines Seme stürzt Maki sich fortan auf Neo und dirigiert den Uke in Richtung von Handlungen, von denen dieser bisher nicht einmal in seinen kühnsten Träumen dachte, dass er sie je ausführen würde. Der erfahrene BL-Leser weiß auf jeden Fall: Bei einem ständig verschüchterten und aufs Höchste verlegenen Uke läuft im Bett rein gar nichts, wenn der Seme nicht das Zepter in die Hand nimmt und etwas Schwung (häufig jedoch eher einen Tornado) in die Beziehung bringt *zwinker*. Wenn ihr etwas mehr über die gängigen Klischees in BL-Manga erfahren wollt, dann empfehle ich euch übrigens meinen Beitrag „Beliebte Handlungsstränge und Motive in Boys‘ Love-Manga (witzige Version)“. Neos sexuelle Erfüllung ist definitiv von den Interaktionen seines Senpai abhängig.

Dadurch, dass die Fronten bereits von Beginn an so eindeutig geklärt und explizit abgesteckt sind, entwickelt sich die Beziehung zwischen Neo und Maki auf keiner Ebene überraschend. Erfahrene BL-Leser und Leserinnen werden nach den ersten Seiten des Manga den Ausgang erahnen können. Einige Szenen zwischen den beiden Hauptfiguren sind zwar sehr niedlich umgesetzt und es kommt hin und wieder durchaus etwas romantische Stimmung beziehungsweise ein zartes erotisches Prickeln auf, aber insgesamt bleibt die Handlung sehr unspektakulär und wird durch die sich wiederholenden Dialogphrasen ein wenig zäh. Dem Leser wird wenig Raum für eigene Gedanken und Interpretationen gelassen, da der Manga zudem kaum Wert auf die Illustration psychologischer Probleme legt. Es werden viele Komponenten angedeutet, zum Beispiel der Konflikt von Maki, der zwischen seinen eigenen Träumen und den Berufswünschen seiner Eltern entsteht, aber keiner dieser vielversprechenden Handlungsstränge wird aufgegriffen und ausführlicher aufgearbeitet. So bleibt letztendlich alles sehr oberflächlich und vermag nicht recht zu überzeugen.

Auch im Bett werden von der Mangaka die üblichen Fahrwasser der Masse an BL-Manga angesteuert. Der Leser bekommt das klassische Brustwarzengekneife, die sehr feuchten Küsse und das ekstatische Stöhnen des rot angelaufenen Uke in den typischen Stellungen und etwas Dirty Talk geboten, ohne, dass irgendwo Überraschungen zu lauern vermögen. Man könnte sagen, dass die Figuren brav und unspektakulär ihre Rollen erfüllen. Die Idee, dass Maki Neo mittels von Mund zu Mund beim Küssen übergebenem Salzkaramell von Geistern zu reinigen versucht, fand ich ganz originell und es wirkt schon auf gewisse Art erotisch, wenn Neo mal wieder einen solchen in den Mund geschoben bekommt, allerdings ist diese Handlung für zwei Oberstufenschüler unrealistisch und das ganze Setting wirkt durch die glitzernde Rasterfolie sehr kitschig, weshalb sich bei mir persönlich beim Lesen eher ein eher klebriges Gefühl einstellte – eben wie selbst gemachtes Karamell *hehehe*. Und natürlich – wie sollte es anders sein – darf diese spezielle „Du-musst-mir-mein-Hemd-ausziehen-weil-ich-es-alleine-nicht-kann-und-bist-hin-und-weg-von-meinem-tollen-Körper“-Szene nicht fehlen! Maki gehört nämlich, das zumindest muss ich eingestehen, zu der Art von Seme, die über einen wirklich schön geformten und trainierten Körper verfügen, ohne dabei übermäßig muskulös oder unrealistisch zu wirken *hrrrr*.

Figuren / Handlung

Die Handlung des Manga ist primär im Mystery-Bereich zu verorten und es steht auch diese im Vordergrund, und nicht die psychologische Entwicklung oder Analyse der Figuren. Inhaltlich dreht sich Zero Distance um Themen wie Jenseitserfahrung oder die Existenz übersinnlicher Kräfte und Mächte. Allerdings werden diese Elemente gleich gewichtet mit der romantischen Beziehung, die sich zwischen Neo und Maki (erneut) entwickelt beziehungsweise sie werden genutzt, um das Verhältnis der beiden Figuren zu initiieren. Dementsprechend schwach ausgeprägt ist das Charakterdesign der beiden Protagonisten. Der Leser erfährt zwar einige Details über intime (nein, intim diesmal nicht in DIESEM Sinne *grins*) Träume und Wünsche der Figuren, aber was diese und die aus ihnen resultierenden Konflikte und Probleme mit der Psyche der Charaktere machen, wird im Manga rigoros ausgeklammert. Vielmehr erklären diese Umstände das Handeln der Figuren beziehungsweise warum sie sich gegenwärtig in einer spezifischen Situation befinden.

Was ich an diesem Manga schlicht vermisste habe, sind die Ernsthaftigkeit und Tiefe, mit denen solche Themenfelder wie Homosexualität oder Tod in anderen Werken behandelt werden. Zero Distance wählt hier einen sehr entlastenden Weg, der die Beziehung zwischen Neo und Maki zum Teil mittels der Existenz von übersinnlichen Gestalten wie Geistern zu legitimieren versucht. Diese sind der Auslöser dafür, dass Maki Neo das erste Mal küsst (er will Neos Körper reinigen und von den schädigenden Einflüssen befreien, welche die Geister auf diesen ausüben). Zwar führen die beiden Figuren gegen Ende des Manga eine feste Beziehung, jedoch ist Neo (nicht nur visuell) sehr stark mit weiblichen Attributen belastet, die ihn eher wie den weiblichen Part innerhalb der Partnerschaft wirken lassen. Diese Stereotypen werden zusätzlich durch seinen Beruf unterstützt, denn gegen Ende des Werks übt Neo den Job des Konditors aus, während Maki Arzt ist. Aus diesem Grund erhält der Leser in Zero Distance keine individuellen Figuren, sondern eher Abziehbilder, die jeweils die Rolle des Uke oder Seme füllen und sehr austauschbar erscheinen.

Fazit

Zero Distance ist ein BL-Manga für Leser und Leserinnen, die ein solides und unspektakuläres Werk dieses Genres mit einer originellen Grundidee bevorzugen, bei dem sie im Voraus wissen, was sie erwartet. Der Manga sei also allen ans Herz gelegt, die hübsche und sehr feminine männliche Charaktere favorisieren, zwischen denen die emotionale Verbindung von Beginn an sehr offen und direkt aufgezeigt wird und die in fast allen klassischen Aspekten dem gängigen Uke-Seme-Schema entsprechen. Neben der niedlichen und am Ende durchaus herzergreifenden Handlung sind einige romantische und erotische Szenen in das Werk eingebunden, die den Einen oder Anderen von euch zum Schmachten verleiten mögen. Die Sexszenen (oder besser gesagt, DIE Sexszene) fallen hingegen spärlich aus und sind zudem stark zensiert. Die Mangaka legt wenig Wert auf die Darstellung psychologischer Konflikte oder ein ausgefeiltes Charakterporträt und fokussiert sich vielmehr auf die Mystery-Elemente der Geschichte, die sie in Teilen mit sehr viel Humor umsetzt. Gruseln muss sich in Zero Distance niemand wirklich. Grundlegend ist der Manga ein Werk, das primär durch sein schönes Artwork und weniger durch psychologische Tiefe überzeugen kann. Aufgrund des geringen Textanteils und der reduzierten Panel-Anzahl kann sich das Lesen teilweise etwas zäh gestalten.

Jaa mata ne, eure Amaya!


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