Titel: Konbini-kun

Genre: Boys‘ Love, Drama, Romance, Slice of Life

Zeichnungen / Story: Junko

Bände: One Shot

Verlag: Kazé Manga

Erscheinungsjahr: 2016

Erotische Szenen: ❤

Den niedlichen Manga könnt ihr über Kazé Manga beziehen. Zur Leseprobe geht es hier.

Konbini-kun von Junko ist bei meinem letzten Manga-Großeinkauf mitgekommen, der jetzt ca. drei Wochen zurückliegt. Ich bin immer noch dabei, den betreffenden Stapel von 20 neuen Heften abzuarbeiten *schwitz*. Wohlgemerkt, ich meine das Lesen. Vom Schreiben oder Rezensieren wollen wir hier noch gar nicht sprechen. Ihr müsste euch also keine Sorgen machen, dass mir in absehbarer Zeit der Rezensions-Stoff für meinen Blog ausgeht. Ich habe insgesamt etwa 100 Bände im Regal stehen (wobei da natürlich auch viele Reihen mit dabei sind) und ich gedenke nicht eher mit dem Schreiben aufzuhören, bis ich euch alle vorgestellt und richtig mit dem Genre Boys‘ Love angefixt habe *grins*. Aber bevor ich der Rezension wieder so viel Vorgeschwafel voranstelle, will ich mal zum Wesentlichen kommen.

Inhalt:

Nakaba hat für sein Leben keine Perspektive mehr. Er hat die Highschool abgebrochen und sitzt seitdem zu Hause rum. Aus lauter Verzweifelung und als letzter Versuch, um seinem Leben wieder einen Sinn zu geben, nimmt er einen Job als Angestellter im Supermarkt seines Onkels an, obwohl Nakaba nicht so gerne Kontakt mit Menschen hat und vor allem mit der direkten und dominanten Art seines gleichaltrigen Arbeitskollegen Kohei weniger gut zurecht kommt. Nakaba hält ihn zunächst für einen richtigen Proleten und „Kotzbrocken“, bis er eines Tages beobachtet, wie Kohei ein kleines Kätzchen vor dem Überfahren rettet und es wahnsinnig liebevoll behandelt. Von diesem Punkt an wandelt sich die Beziehung zwischen den beiden langsam, nicht zuletzt, weil Nakaba Kohei nach einer verstörenden Begegnung mit ehemaligen Klassenkameraden im Supermarkt sein dunkles Geheimnis und den Grund für seinen Schulabbruch anvertraut, nachdem Kohei ihn gegen die Angriffe seiner ehemaligen Freunde verteidigt und für Nakaba Partei ergreift. Mit Koheis Hilfe schafft Nakaba es langsam, wieder Selbstvertrauen aufzubauen und sein in Scherben liegendes Leben neu zu ordnen. Es bleibt nicht aus, dass er sich dabei in den eigentlich doch sehr fürsorglichen und gutaussehenden Riesen verliebt.

Der Geschichte sind als Bonus übrigens eine weitere Kurzgeschichte und eine Extrastory zum Hauptmanga nachgestellt.

Artwork / Gestaltung:

Ich habe bereits mehrere One Shot-Manga von Junko im Regel stehen und hatte erst überlegt, ob ich euch Der Küchenprinz vorstellen soll, habe mich dann aber doch für Konbini-kun entschieden, weil er später erschienen ist und daher für einige von euch vielleicht noch mehr Relevanz in punkto Kaufentscheidung hat. Das Titel-Artwork hat mich zunächst gar nicht angesprochen, warum, weiß ich auch nicht so genau, vielleicht, weil ich Kohei nicht so gut getroffen fand und mir insgesamt diese gewisse Niedlichkeit und das Rosa-Rot-Gefühl gefehlt haben, die Junkos Titelmotive in der Regel ausmachen. Das Cover ist sehr neutral gehalten und auch der Titel des Manga verrät nichts über den Inhalt (Konbinis sind in Japan übrigens 24-Stunden-Supermärkte und das -kun steht in der Regel für ein Names-Suffix, mit dem in Japan männliche Jugendliche oder jüngere Freunde / Arbeitskollegen / Schüler und so weiter adressiert werden). Wobei ich diese Neutralität zumindest in der Hinsicht nicht schlecht finde, als dass man im Buchladen an der Kasse nicht dauernd unauffällige Blicke über die Schulter werfen muss, ob jemand hinter einem steht, den man im schlimmsten Fall vielleicht sogar kennt und der mitbekommen könnte, was man da kauft. Ich für meinen Teil warte bei solchen Gelegenheiten immer, bis es an der Kasse leer ist, vor allem, wenn ich Manga kaufe, deren Titelmotive nicht mehr ganz so jugendfrei sind. Ach ja, die alltäglichen Probleme einer Boys‘ Love-Liebhaberin *hehehe*… Aber das nur am Rande.

Dafür bekommt der Leser zwischen den Buchdeckelseiten wieder exakt das geboten, was man von Junko gewohnt ist: Ihre liebenswerten, fluffigen und leicht rosa verstrahlten Zeichnungen von Figuren mit den sinnlichsten Lippen, seit es Boys‘ Love-Manga gibt. Am Anfang stand ich Junkos Zeichnungen etwas skeptisch gegenüber, weil sie teilweise schon arg kitschig sind, aber mittlerweile habe ich mich mit ihrem Stil angefreundet und mag ihn sogar sehr gerne. Ja, ich weiß, ich bin halt ein Mädchen… Junko gehört zu den Mangaka, deren Zeichnungen zwar auch eher skizziert wirken, aber nicht so extrem wie zum Beispiel bei Kaori Monchi. Die Autorin arbeitet vor allem die Porträts der Gesichter grafischer und mit einer zusammenhängenderen Strichführung aus als Kaori Monchi, was im übrigen auch auf die realitätsnahen Hintergründe zutrifft, wenngleich diese eher spärlich eingesetzt werden. In weiten Teilen verzichtet Junko auf detaillierte Hintergrundszenerien und stellt die Figuren mit ihren Emotionen ins Zentrum, die sich deutlich und sehr anrührend in den Gesichtern der Charaktere spiegeln. Die Mangaka scheint außerdem eine Vorliebe für glitzernde und glänzende Rasterfolien zu haben, denn in allen Szenen, in denen sich die beiden Protagonisten näherkommen oder in denen etwas emotionales geschieht, leuchten funkelnde Sterne und Luftblasen im Hintergrund, was vielen Situationen etwas geradezu magisches verleiht – hach ja, mich als Kitschliebhaberin versetzt so was in Verzückung *träum*. Negativ aufgeladene Szenen sind hingegen dunkel schattiert oder verfügen über komplett schwarze Hintergrundfolien, was ebenfalls die jeweils vorherrschende Atmosphäre und die Gefühle der Figuren betont, besonders die von Nakaba, der oft mit Angst, Verzweifelung und Scham zu kämpfen hat und sich in vielen Fällen zusätzlich dabei auf die Lippen beißt.

Im Übrigen arbeitet die Mangaka an einigen Stellen, an denen Situationskomik entsteht, auch mit Chibis, was den humorvollen Grundton unterstreicht und ebenfalls extrem niedlich wirkt. Zusammenfassend kann man sagen, dass Junko extrem viel Wert auf die zeichnerische Vermittlung von Emotionen und Gefühlen legt, was sich auch in der visuellen Gestaltung der Körpersprache der Figuren zeigt. Nakaba zittert an einigen Stellen, was durch kleine gewellte Linien entlang seiner Körpersilhouette illustriert wird. Wenn sich seine Hände angstvoll in sein Shirt oder seine Hose krallen, wird dies in separaten Panelen abgebildet und lenkt die Aufmerksamkeit des Lesers sehr stark auf eine sein Seelenleben in diesem Moment bestimmende Emotion. Im Gegensatz zu Nakaba geht die Autorin bei Kohei eher sparsam mit Gefühlsausbrüchen um, was seinen ruhigen, überlegten und rationalen Charakter betont. So offenbaren sich bereits im Artwork die Kontraste zwischen Nakabas und Koheis jeweiliger Persönlichkeit.

Erotik:

Der typische Handlungsaufbau eines Junko-Mangas ist primär dadurch gekennzeichnet, dass es zum Sex zwischen den beiden Protagonisten häufig erst gegen Ende der Geschichte kommt. Dies ist auch in Konbini-kun der Fall. Was aber nicht heißen muss, dass es dazwischen langweilig wird, denn die Mangaka versteht es über die Handlung verteilt immer wieder kleine Herzschmerzmomente und niedliche Szenen einzustreuen, in denen sich die Figuren einander annähern. Damit baut sich – bei mir zumindest – immer eine extreme Spannung und Erwartungshaltung auf, die sich am Ende jedes Mal in einem gefühlten Seufzer der Erleichterung auflöst, wenn die Hauptcharaktere einander bekommen und sich ihre Liebe gestehen, denn Liebes(ein)geständnis und der Sprung zwischen die Bettlaken sind bei Junko in der Regel miteinander verknüpft. Ohne das Eine läuft das Andere oft nicht. Der Leser weiß so zwar, worauf es am Ende hinausläuft, aber es passt zu den zuckrigen Zeichnungen, dass der Sex eher weniger in den Mittelpunkt rückt und vielmehr wirklich süße Geschichten erzählt werden, die emotional so richtig reinhauen und jedes noch so harte Herz zum Schmelzen bringen. In Hinblick auf diesen Aspekt weisen die Werke von Junko eher Züge eines Shōnen Ai-Manga auf, da die Entwicklung der Beziehung zwischen den Hauptfiguren in den Fokus gestellt wird.

Junko arbeitet in der Regel nicht mit einem besonders ausgeprägten Uke-Seme-Schema, doch in Konibini-kun ist dieses etwas pointierter, als es in der Regel in ihren Werken der Fall ist. Normalerweise favorisiert die Mangaka nicht unbedingt den maskulinen und dominanten Seme und den niedlichen, schwachen und femininen Uke, sondern die Hauptcharaktere weisen zum Teil Züge eines Uke und Seme auf, wobei eines dieser beiden Charakter-Grundmodelle – wenn man so will – nur wenig überwiegt. Bei Kohei und Nakaba ist dies jedoch etwas anders gelagert. Kohei ist sehr groß und seine auf Außenstehende direkt, unverblümt und manchmal sogar rüpelhaft wirkende Art untermalt den Eindruck einer dominanten und durchsetzungsstarken Figur, die sich leicht gegen andere behaupten kann. Nakaba ist klein und zart und mit seinen weich ins Gesicht fallenden, schwarzen Haaren wirkt er zerbrechlich und beinahe mädchenhaft. Dieser Eindruck wird zusätzlich durch sein häufiges Erröten betont, eine Eigenschaft, die in Boys‘ Love-Manga ausschließlich beim Uke zu finden ist, wenn dem jeweiligen Manga dieses Modell zu Grunde liegt. In Konbini-kun setzt sich dieses Schema in der sexuellen Interaktion fort und sorgt im Bett daher nicht für Überraschungen.

Figuren / Handlung:

Der Manga verfügt an sich nicht über einen komplexen Handlungsstrang, in dem äußerlich viel passiert, sondern das Meiste spielt sich im Rahmen der Beziehung zwischen den Figuren und in Nakabas Gefühlswelt ab. Die beiden Charaktere Nakaba und Kohei sind grundlegend sehr verschieden und einander von ihrer Persönlichkeit komplementär entgegensetzt. Nakaba ist eine sehr emotionale und sensible Figur, die sich schlecht gegen andere Menschen zur Wehr setzen kann und Ängste und negative Erlebnisse mit sich selbst ausmacht, ohne ihre Sorgen anderen anzuvertrauen. Wobei hier offen bleibt, ob Nakaba in seiner gegenwärtigen Situation am Anfang des Manga überhaupt noch jemanden hätte, dem er sich anvertrauen könnte. Ich fand den Beginn des Mangas eigentlich sehr traurig, obwohl Nakaba zunächst eine fröhlichen Eindruck macht, doch man spürt bereits nach den ersten Seiten seine Selbstzweifel und die Einsamkeit und Ängste, die ihn quälen beziehungsweise die er verdrängt hat. Kohei wirkt, wie bereits angedeutet, auf Außenstehende sehr dominant und beinahe unfreundlich, hat jedoch auch eine weiche und fürsorgliche Seite, die er gut zu verbergen weiß. Seine Stärken sind seine Ehrlichkeit und seine realistische Perspektive auf das Leben.

Obwohl die beiden Protagonisten so unterschiedlich sind und Nakaba zunächst Angst vor Kohei und seiner unverblümten Redeweise hat, die sich so gar nicht mit Nakabas Zaghaftigkeit vertragen will, zeigt sich später, dass sie sich gerade aus diesem Grund ideal ergänzen. Nakaba sucht die Schuld für das Zerwürfnis mit seinen ehemaligen Freunden und Klassenkameraden bei sich, obwohl bereits nach der ersten Konfrontation deutlich wird, dass Nakaba an seiner Schule aufgrund seiner Homosexualität ein Opfer von wirklich drastischem Mobbing wurde und er aus eigener Schuld nichts dazu beigetragen hat, außer sich in einen guten Freund zu verlieben. Der Rückhalt, den Kohei ihm unerwartet bietet, indem er Nakaba vor dessen Freunden verteidigt und Partei für ihn ergreift, nimmt diesem eine so unermessliche Last von den Schultern, dass er vor Erleichterung in Tränen ausbricht. Ich musste während dieser Szene wirklich hart schlucken und selbst eine dicke Krokodilsträne verdrücken, denn die Zeichnung, in der Nakaba weint und sich Halt suchend in die Umarmung von Kohei klammert, man, die war wirklich ein glatter Durchschuss durch mein Boys‘ Love liebendes Herz. Nakabas ganze Verzweifelung bricht sich in dieser Szene ihre Bahn nach außen und legt gleichzeitig den Grundstein für die Aufarbeitung des erlebten Mobbings, bei der Kohei seinen Arbeitskollegen nach Kräften unterstützt und zeigt, dass er im Grunde ein Mensch mit großem und weichem Herzen ist, der sich für andere einsetzt. Ein klassischer Fall von „harte Schale, weicher Kern“, würde ich sagen. Kohei gelingt es Nakaba klar zu machen, dass dieser keine Schuld an den Anfeindungen der Klassenkameraden trägt, denn sich in einen Jungen zu verlieben, ist schließlich nichts Schlimmes. Ich fand es wunderbar zu lesen und zu sehen, wie Nakaba durch Koheis Bestärkungen nach und nach immer mehr Selbstvertrauen gewinnt und es schließlich schafft seinen Klassenkameraden entgegenzutreten und sich gegen sie zu behaupten. Die Beziehung der beiden Figuren ist in dieser Hinsicht wirklich herzerwärmend umgesetzt und zeigt wie sehr ein Mensch persönlich wachsen kann, wenn er einen liebenden Menschen an seiner Seite weiß, der ihn in jeder Lebenslage unterstützt und ihn so annimmt wie er ist. Ich glaube, am Ende des Manga war ich selbst ganz verliebt in Kohei!

Fazit:

Konbini-kun ist der richtige Manga für alle Boys‘ Love- und Junko-Fans, die zuckersüß-traurige Geschichten mit Happy End lieben und Figuren mögen, die in sich wirklich stimmig ausgearbeitet sind. Dass der Fokus des Manga nicht auf der äußeren Handlung oder den Sexszenen liegt, sondern auf psychologischen Konflikten, mit denen die Hauptfigur Nakaba zu kämpfen hat, ist aufgrund der Tatsache leicht zu verschmerzen, dass man vor lauter Mitleiden selbst gar nicht weiß, wohin mit den ganzen eigenen Gefühlen, die da in einem hochwallen. Und mal ehrlich: Ist Nakaba nicht einer der süßesten Charaktere, die es im weiten Junko-Universum gibt?

Jaa mata ne, eure Amaya!

Kategorien: Manga

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