Die Monatsübersicht für den Februar 2020 ist ein Sorgenkind. Da habe ich im Januar noch geschrieben, der Monat wäre BL-rar… Nun, der Februar ist es auf jeden Fall noch einmal mehr. Deshalb nutze ich den freien Platz in der Übersicht, um euch schon einmal meine beiden Jahreshighlights vorzustellen, die – für mich persönlich – sicherlich auch keine andere Publikation mehr wird toppen können (und deren Ankündigung mich beinahe in den BL-Himmel befördert hat, weil ich beim Abendessen fast an meinem Tomatenbrot erstickt wäre – es wäre ein seeliger Tod geworden, so viel steht fest).

Übrigens: Die Januarrezension, die ich euch noch schulde, wird im Laufe des Februar kommen. Ich war Ende Januar krank und im Kampf gegen Schnupfen, Fieber und frisch der Hölle entsprungene Kopfschmerzen musste dann sogar meine BL-Leidenschaft sang- und klanglos kapitulieren.

altraverse

„Killing Stalking“ von Koogi / Season 2, Band 2

Das Grauen nimmt für Bum kein Ende. Falls ihr euch mit dem Gedanken tragt, die Reihe anzufangen – bei altraverse findet ihr hier eine Leseprobe zum ersten Band.

Klappentext

Eine zufällige Begegnung weckt Sangwoos Neugier bezüglich Bum Yoons Vergangenheit und dessen Verhältnis zu seinem Onkel. Er bedrängt Bum Yoon, ihm von all dem zu erzählen. Damit stößt er die Tür zum grauenhaften Albtraum einer zerstörten Jugend auf…

Mein Leseeindruck (ergänzt)

Der Manhwa (das koreanische Begriffspendant zu Manga), der urspünglich ein Webcomic war, ist bei seiner Veröffentlichung im Netz eingeschlagen wie eine Bombe. Deswegen kann ich hierzu eigentlich nur sagen: Killing Stalking kann man nicht beschreiben, den Manhwa muss man selbst lesen. altraverse hat sich mit dem Werk nicht nur eine sehr unkonventionelle BL-Reihe ins Haus geholt, sondern gleichzeitig als erster Mangaverlag den Schritt auf den koreanischen Markt und in die dortigen Künstlerkreise gewagt. Koogis extrem blutige und brutale Psychology-Reihe empfehle ich den Lesern unter euch, die Gefallen an Werken wie In these words finden, wobei Killing Stalking noch einen Schritt weiter geht und auf eine (romantische) Liebesgeschichte verzichtet (allerdings ist diese Aussage abhängig davon, wie man die seltsame Abhängigkeitsbeziehung zwischen Bum und Sangwoo subjektiv kategorisieren möchte).

Ein blutiges Kammerspiel für die nervenstarken Leser unter euch, das durch die durchgängigen (!) Farbzeichnungen noch einmal intensiver wirkt. Der markante Stil der Künstlerin sticht außerdem aus der Masse heraus. Die Zeichnungen sind kräftig koloriert sowie sehr plastisch und grafisch gestaltet und nicht zuletzt durch die intensiven schwarzen Outlines und die unverwechselbaren Augenringe der Figuren entsteht beim Betrachten der Bilder beinahe der Eindruck, man hätte einen in einen Comic transformierten Anime vor sich. Killing Stalking wirkt optisch wenig wie ein konventioneller Manga / Manhwa, sondern ist vom Stil eher an amerikanische Comics angelehnt. Dies ist allerdings auch dem Medium an sich geschuldet, denn online veröffentlichte Comics bieten den Künstlern andere Möglichkeiten, als ein konventioneller Manga dies tut, bei dem immer noch viel Handarbeit erforderlich ist. Webkünstler arbeiten hingegen überwiegend mit Grafiktablets und -computern, die eben diese Art der Kolorierung und plastischen Gestaltung von Zeichnungen erlauben.

Spätestens ab diesem Band beginnt sich nun auch deutlich abzuzeichnen, dass Bum als Jugendlicher schweren sexuellen Missbrauch erfahren hat und sowohl er als auch Sangwoo die Traumata ihrer Kindheit nicht ohne bleibenden psychischen Schaden überstanden haben. Die krankhafte Verzweifelung, mit der sich die beiden Figuren mittlerweile aneinander klammern, berührt trotz Sangwoos gewalttätiger Natur tief. So ist auch dieser Band wieder nichts für die Zartbesaiteten unter uns, denn es kommt zu einigen sehr expliziten und enorm erschütternden Szenen. Falls ihr euch übrigens über die Bezeichnung „Season 2“ wundert – in Japan ist es nicht gebräuchlich, bei koreanischen Webcomics aber üblich, diese in Seasons / Staffeln einzuteilen, da viele Web-Comiczeichner ihre Storys, wenn sie länger sind, wie Serien in Intervallen veröffentlichen.

„Super Lovers“ von Miyuki Abe / Band 7

Am 14. Februar erscheint bei altraverse bereits der siebte Band des BL-Klassikers.

Klappentext

»Dadurch werde ich dir gehören.«

Seit dieser Ansage ist ein Monat vergangen, aber Ren hat keine weiteren Annäherungsversuche unternommen. Dadurch ist ein friedlicher Alltag eingekehrt, der für Haru jedoch unerträglich ist. Als Natsuo aufgrund seiner Gefühle für Chaos sorgt, macht Ren ein großes Geständnis.

Eine Liebe voller Hindernisse im Leben des vom Pech verfolgten Ältesten, der gut aussehenden Zwillinge und des weltfremden Jüngsten!

Mein Leseeindruck (ergänzt)

Die Reihe von Miyuki Abe ist eigentlich ein Klassiker, der schon lange läuft und in Japan immer noch fortgesetzt wird, aber ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich von Super Lovers bisher nur den ersten Band gelesen habe. Die Bände eins bis vier stehen zwar in meinem Regal, aber irgendwie spricht mich persönlich die Thematik (ein erwachsener Mann verliebt sich in seinen kleinen Adoptivbruder, der diese Liebe erwidert) nicht an bzw. ich kann keinen Zugang zu dieser finden. Das Artwork allerdings ist wundervoll, weich, ein wenig verspielt und vor allem extrem detailliert. Vom Stil erinnern mich die Zeichnungen von Miyuki Abe ein wenig an Maiden Rose, wenngleich die Mangaka von Super Lovers verspielter zeichnet (und es vielleicht ab und an etwas mit dem Glitzer übertreibt). Vom großen Können der Künstlerin zeugen auch die vielen unterschiedlichen Figuren, die allesamt altersentsprechend und sehr individuell angelegt sind.

Es gab bezüglich einer möglichen Lizensierung das Manga in Deutschland lange Meinungsverschiedenheiten zwischen den Mangaverlagen und ihren Lesern, die die Reihe unbedingt in Deutschland haben wollten, aber letztendlich nicht bekamen, weil vor allem TOKYOPOP vor dem vermeintlich phädophilen Thema zurückschreckte bzw. ganz konkret vor der Szene, in der Haru (erwachsener Mann) Ren (minderjährig) das erste Mal bei der Selbstbefriedigung ‚assistiert‘. Ich finde etwas Sensibilität gegenüber manchen BL-Thematiken grundsätzlich sehr gut, was bereits in diesem Beitrag zum Vergewaltigungsmotiv oder auch der Rezension zu Finder angeklungen ist. Wenn man sich 2020 die deutsche BL-Szene ansieht, muss man jedoch zugeben: Es gibt mittlerweile ’schlimmere‘ Werke, die ohne eine solche Debatte von den Verlagen auf den Markt geworfen werden.

Vielleicht ist gerade dies das vermeintliche Problem, weshalb mich Super Lovers nicht so richtigt mitreißt: Es passiert nämlich ziemlich lange nichts von dem, was man von einem BL-Manga erwarten würde – von ein paar eher raren Küssen und besagter ‚Skandalszene‘ abgesehen – und auch die Inhaltsangabe des siebten Bands verspricht mehr, als letztendlich geschieht. Natürlich behandelt der Manga inhaltlich ein sensibles Thema und das gedrosselte Tempo ist dem Alter des jüngeren Protagonisten Ren geschuldet (was ich absolut angemessen finde!), aber dadurch bleibt der Manga eben auch eine etwas unausgegorene Mischung aus Slice of Life, Familiendrama und High School-Romanze, verquirlt mit einer Prise Shōnen Ai. Es gibt zwar immer wieder Ansätze, die die Beziehung zwischen Haru und Ren in einen eindeutig sexuellen Kontext setzen, aber diese Szenen sind eher angedeutet und werden nie bis zu einer wirklich expliziten Handlung geführt. Versteht mich nicht falsch, ich brauche nicht auf Brechen und Biegen Sex in einem Manga, aber um auf ihn zu verzichten, bietet die Reihe meiner Meinung nach zu wenig Tiefe an.

Aber vielleicht habt ihr ja Argumente, die mich vom Gegenteil überzeugen, denn selbstverständlich steht nicht nur die Liebesbeziehung zwischen Ren und Haru im Vordergrund, sondern der Manga dreht sich auch um Familienkonstellationen und -konflikte sowie persönliche Lebens- und Liebesentwürfe der Figuren. Hin und wieder benötigt man deshalb beim Lesen einen langen Atem.

Kazé Manga

„Wolfspapa im Schafspelz“ von Haiji Kurusu / One Shot

Kazé bringt uns passend zum Valentinstag diese süße Geschichte im Stil von Trau dich.

Klappentext

Tatsumi folgt einer eisernen Regel: Niemals was mit jemandem anfangen, der schon Familie hat. Aber dann lernt er seinen Kollegen Yuto und dessen süßen Sohn Ritsu kennen und kommt von beiden einfach nicht mehr los. Er will einen Schlussstrich ziehen, bevor er sich zu sehr in Yuto verliebt. Doch der kleine Knirps bringt Tatsumis Herz schneller zum Schmelzen, als der sich Yuto aus dem Kopf schlagen kann.

Mein Leseeindruck

Wolfspapa im Schafspelz ist ein ziemlich treffender Titel für diesen One Shot, denn so liebevoll und fürsorglich Yuto seinem Sohn gegenüber auch ist und so verstrahlt er manchmal wirkt – er hat kein Problem damit, das Steuer an sich zu reißen und auch einmal eine sehr dominante und herrische, fast gefühlskalte Seite von sich zu zeigen. Moe Gap – oder einfach ein waschechter Seme? Am Anfang habe ich mich – wie immer, wenn man Kinderfiguren (die dann so verkindlicht sind, dass sie eher an menschliche Glücksbärchis erinnern) in eine BL-Story verfrachtet – fast ein bisschen fremdgeschämt, denn irgendwie steht Ritsus nicht zu leugnende und heftige Niedlichkeit im starken Kontrast zu den ziemlich direkten und anzüglichen Gelüsten seines „Papa“. Auf jeden Fall driftet der One Shot auf eine sehr verwegene Art zwischen den beiden Polen Unschuld und Pornographie hin und her. Yuto legt nämlich von Beginn an ein ziemliches Tempo an den Tag, wenngleich er erst im letzten Drittel des Bandes das Ziel seiner Begierde wirklich ins Bett bekommt. Aber Tatsumi ist glücklicher Weise ein erfahrener Uke, den Yutos Persönlichkeit ziemlich anmacht. Also alles gut.

Insgesamt ist Wolfspapa im Schafspelz ein sehr zuckriges Werk mit vielen rosa Glitzerwolken, einer romantischen Geschichte und dahingehauchten weichen Zeichnungen, die vielleicht an manchen Stellen etwas ungelenk und überzeichnet wirken. Dennoch kommt der Humor nicht zu kurz und die kleinen Schwächen in der Story macht Yutos überraschendes Geständnis im letzten Drittel wieder wett. Hier gewinnt der Manga endlich an Tiefe, hält das aber leider nicht länger als ein paar Seiten durch. Danach verpufft wieder alles in der rosa Blase, in der Yuto und Tatsumi mittlerweile gemeinsam mit Ritsu durch die Gegend wabern. Für die BL-typische Prise Dramatik darf außerdem die ein oder andere kleine Eifersüchtelei nicht fehlen. Was bekommt ihr also mit diesem One Shot? Ein sehr hübsches fluffiges Artwork, eine herzerwärmende Geschichte, ausreichend ästhetische Erotik mit etwas Dirty Talk und eine süße und zum Glück nicht nervtötende Kinderfigur. Was dürft ihr nicht erwarten? Komplexe Figuren, klischeefreie Zonen und ein überraschendes Ende. Wolfspapa im Schafspelz ist ein klassischer Mädchenmanga für diejenigen unter uns, die bereits Trau dich geliebt haben. Allerdings – an die Ernsthaftigkeit und Authentizität der Geschichte von Kai Asou kommt Haiji Kurusu nicht heran.

Meine Highlights für das Jahr 2020

Bevor die Sache im Folgenden eskaliert, lasst mich noch die Anmerkung einschieben, dass ich die beiden folgenden Manga an dieser Stelle noch nicht so ausführlich vorstellen werde, wie ich es in den Monatsübersichten sonst bei Werken tue – schließlich werden die Manga in genau diesen noch einmal im Sommer 2020 auftauchen.

Cross Cult

„Twittering Birds never fly“ von Kou Yoneda / Band 1

Für alle, die bereits beim Anblick des Covers in Ohnmacht gefallen sind – ja, es ist wahr! Am 06. August 2020 bringt Cross Cult endlich Saezuru Tori wa Habatakanai nach Deutschland.

Klappentext

Gegensätze ziehen sich an!

Der Mafia-Boss Yashiro lässt niemanden an sich heran. Er gilt als kaltherzig, abgebrüht und masochistisch. Sein neuer Bodyguard, Chikara Doumeki, ist still und zurückhaltend – und Yashiros Avancen gegenüber vollkommen gleichgültig. Doch der zerbrechliche Frieden zwischen diesen beiden Männern wird bedroht, als Yashiros Vergangenheit ihn einholt…

Dramatisch, düster und komplex – dies ist eine Geschichte von einem Mann, der nie das Glück gekannt hat.

Mein Leseeindruck

Oft habe ich diese BL-Reihe bereits in meinen Rezensionen erwähnt und darüber gejammert, dass sie immer noch nicht auf Deutsch verlegt wird – nun ist es endlich so weit und ich bin unfassbar glücklich darüber! Ich möchte mindestens einen Jubelschrei in den Kommentaren lesen, alles klar? Wie ihr sicher wisst, wenn ihr hier schon eine Weile mitlest, habe ich eine große Schwäche für ‚kaputte‘ Charaktere, psychologische Thematiken und bittersüße BL-Geschichten – wenn ich nach der Lektüre heule, war der Manga mit großer Sicherheit ziemlich gut. Ein Paradebeispiel für einen solchen Fall ist Saezuru Tori wa Habatakanai oder, wie er jetzt in Deutschland heißen wird, Twittering Birds never fly, gezeichnet von der großartigen Kou Yoneda (die ich übrigens nicht nur für diesen Mana vergöttere). Die Reihe umfasst in Japan bisher sieben Bände und ist nicht mehr weit von ihrem Abschluss entfernt, den es mit Band acht oder neun geben wird. Reichlich hervorragendes Lesefutter also, was uns BL-hungrigen Lesern da ins Haus steht. Außerdem ist ein Animationsfilm zur Reihe angekündigt, für den aber in Japan noch kein Veröffentlichungsdatum feststeht (so weit ich weiß). Wer also lieber BL schaut als liest, dürfte in etwas fernerer Zukunft ebenfalls in den Genuss dieses Werks kommen.

Was kann man denn nun aber zur Handlung der Reihe sagen? In zwei Sätzen zusammengefasst, geht es im Wesentlichen um den ehemaligen Polizisten Doumeki, der sich als rechte Hand des Bosses Yashiro dessen Yakuza-Zirkel anschließt. Der impotente Doumeki beginnt nach und nach, sich in den satyriasischen Yashiro zu verlieben und die beiden Männer werden in einen Strudel aus schmerzhaftem Verlangen und Gewalt gezogen, denn neben den Auseinandersetzungen innerhalb der Kreise der japanischen Mafia kämpft Yashiro mit seiner traumatischen Kindheit, die von sexuellem Missbrauch und Einsamkeit geprägt war. Wir ihr sicher bereits erahnen könnt, steckt in dieser Geschichte sehr viel Action beziehungsweise in ihren Figuren eine unheimliche psychologische Tiefe, weshalb es in der Reihe nicht vordergründig um die Abbbildung möglichst vieler Sexszenen geht, sondern die Figuren und ihre Schicksale im Fokus stehen. Die Mangaka fragt danach, ob uns echte Liebe nicht nur bereichern, sondern vielleicht sogar seelisch verletzen kann, wenn sie von einem Menschen erfahren wird, der psychisch nicht für sie bereit / von ihr überfordert ist.

Das alles tut Kou Yoneda auf einem künstlerischen Level und auf eine so intensive und mitreißende Art – sowohl zeichnerisch als auch narrativ -, dass ich mich gefragt habe, ob ich im Vergleich mit Twittering Birds never fly jemals wieder einen anderen BL-Manga werde für gut befinden können. Momenten bezweifele ich, dass die Messlatte, die die Mangaka mit diesem Werk gesetzt hat, von einer BL-Künstlerin oder einem -Künstler unserer Generation annähernd wieder erreicht werden kann. Denn was das erstaunliche an diesem Werk ist: Es fühlt sich trotz einiger sehr expliziter Szenen nicht nach einem BL-Manga an – so fesselnd und komplex sind Handlung und Figuren gestaltet bzw. so eng sind die sexuellen Interaktionen der Charaktere mit ihrer tiefsten seelischen Dunkelheit verwoben. Twittering Birds never fly ist nicht vordergründig blutig und von Gewalt geprägt wie Killing Stalking oder In these words, sondern das Grauen ist hier subtiler und zeigt sich in Form der eigenen Dämonen, mit denen Doumeki und besonders Yashiro kämpfen. Die Reihe verlangt ihren Lesern vor allem eines ab: das Vermögen, zwei von Einsamkeit und Traumata zerrüttete Existenzen auszuhalten, bei denen sich das tatsächliche Ausmaß seelischer Not erst bei genauem Hinsehen offenbart und die durch den eigenen Schmerz und das eigene Verlangen sowohl aneinander heilen als auch zerbrechen. Immer und immer wieder. Ein selbst für einen BL-Manga sehr düsteres und erwachsenes Werk.

Kazé Manga

„Life – Mit dir, ans Ende der Zeit“ von Miya Tokokura / One Shot

KAZÉ Manga: Weitere Titel für 2020 angekündigt | Anime2You
Einen weiteren meiner All-Time-BL-Favoriten verlegt in diesem Jahr Kazé. Eine wunderschöne, zeitlose, bittersüße Geschichte. Merkt euch also den 03. September 2020 vor!

Klappentext (freie eigene Übersetzung der englischen Fassung)

Der ernste Ito und der kindliche Nishi begegnen sich zufällig auf dem Heimweg von der Schule während eines Spiels, das die beiden „White Line Game“ nennen. Von da an treffen sie sich jeden Tag auf der weißen Linie, die den Straßenrand säumt. Was als sporadische Freundschaft beginnt, wandelt sich in eine tiefe Verbundenheit und schließlich verliebt Ito sich in Nishi und ist frustriert darüber, dass die beiden sich täglich für nur einen kurzen Augenblick auf der weißen Markierung sehen. Eines Tages küsst er Nishi

Von der Highschool über das College bis ins Erwachsenenalter… Ein zutiefst bewegendes Werk, das das Leben zweier Männer schildert, deren tiefe Gefühle und unveränderte Liebe einer sich stetig verändernden Realität standhalten.

Mein Leseeindruck

Wahrscheinlich ist diese wunderschöne, zeitlose, bittersüße Geschichte über bedingungslose Liebe der kitschigste Manga, den ich je gelesen habe, aber Miya Tokokura verpackt diesen Kitsch mit Meisterhand in so zauberhafte Bilder und poetische Klänge, dass das Werk gar nicht mehr übertrieben oder aufgesetzt wirkt, sondern an Fäden im eigenen Herzen zieht, von denen man bis dahin gar nicht wusste, dass man sie besitzt. Ich kann euch versichern, dass dies mit großem Abstand der Manga ist, der mich nach BANANA FISH in meine zweitschlimmste je erlebte Post-BL-Manga-Depression gestürzt hat. Aber keine Angst, so viel will ich schon einmal verraten – das Ende ist nicht ganz so tragisch wie jenes von Eiji und Ash. Trotzdem durchlebt man eine Achterbahnfahrt der Gefühle und Emotionen und mir fehlen an dieser Stelle ehrlich gesagt die Worte, die der Geschichte um Ito und Nishi gerecht werden würden.

Im Wesentlichen geht es in diesem ruhigen und poetischen Slice of Life-Werk – ähnlich wie in der BL-Reihe New York, New York aus den 90er-Jahren – um eine schicksalhafte Liebe, die den beiden Protagonisten vorherbestimmt war. Zwischen Ito und Nishi ist es die große Liebe, die, nach der wir alle suchen und die ein Leben lang hält – bedingungslos. Eigentlich tut man nichts anderes, als Ito und Nishi durch alle Phasen ihres sehr realistisch porträtierten Lebens zu begleiten, durch alle Höhen und Tiefen, alle Krisen, Trennungen und glücklichen Momente. Allen Linien, die sich durch ihr Leben ziehen – und das ist durchaus wörtlich gemeint – spürt die Mangaka mit großer Sensibilität nach. Vielleicht rührt der One Shot deshalb so tief ans Herz, weil er die Kraft der Liebe, die man in Worten nur so schwer ausrücken und beschreiben kann, vollendet in seinen wunderschönen Zeichnungen einfängt. Die Figuren wirken echt, nahbar und sympathisch und man kann gar nicht anders, als mit diesem zauberhaften Paar mitzufiebern, denn bereits die ersten Seiten lassen einen mit einem seeligen Lächeln im Gesicht zurück.

Vielleicht ist Life – Mit dir, ans Ende der Zeit ’nur‘ eine fiktive Geschichte, aber die Emotionen, die der Manga in einem weckt, sind echt und für mich sind es diese Werke, die wir ab und an brauchen, um unsere verschrumpelnden Herzen, mit denen das 21. Jahrhundert oft ziemlich hart umspringt, am Leben zu halten. Und da kümmert es mich ausnahmsweise auch nicht mehr, wenn manche Parts etwas überhastet wirken, der eine oder andere Stereotyp durchschimmert oder das Artwork mir für meinen Geschmack eigentlich etwas zu weich und rosa ist. Der Manga wird für immer eines meiner liebsten Werke bleiben und ich freue mich unsagbar, dass ich ihn bald endlich auch einmal auf Deutsch lesen kann.


4 Kommentare

Aluca · 8. Februar 2020 um 23:45

Also ich bin ja sehr gespannt auf Love Nest, das im April erscheint. Ich habe von dem Manga bisher nur zufällig ein paar Artworks auf Facebook gesehen, aber die haben mich irgendwie total angesprochen. Der Zeichenstil ist sehr hübsch, die Protagonisten wirken erwachsen und ihre Beziehung, soweit man das anhand einiger Bilder beurteilen kann, wirkt sehr liebevoll. Hoffentlich werden meine Erwartungen nicht enttäuscht 🙂

    Amaya · 10. Februar 2020 um 9:25

    Hey Aluca,

    auf den freue ich mich auch – überhaupt auf viele der neuen Lizenzen von Egmont! Ich habe den ersten Band von „Love Nest“ vor ewigen Zeiten schon mal auf Englisch angelesen und er hat mir so weit sehr gefallen; erwachsene Charaktere und die ganze Beziehung ist nicht so überhastet wie in vielen anderen BLs. Und diesen soften Zeichenstil liebe ich eh!

    Liebe Grüße
    Amaya

YukiHana · 9. Mai 2020 um 12:25

JAAAAAAA!!! … Ich kann es kaum erwarten den Manga „Twittering Birds never fly“ im August in den Händen zu halten. Als ich die Nachricht gelesen habe, das dieser einmalige coole Manga von Manga Cult lizenziert wird, wäre ich beinahe in Ohnmacht gefallen 😉
Ich hoffe ich überlebe diese 3 Monate Wartezeit noch und falle nicht, vor Anspannung, ins Delirium.

    Amaya · 26. Mai 2020 um 17:25

    Hallo YukiHana,

    ich freue mich auch SEHR drauf – an das „sehr“ könnte ich jetzt noch eine ganze Batterie an Ausrufezeichen dranhängen 😁! Vielleicht kannst du, falls du die beiden One Shots noch nicht kennst, dir das Warten mit „No touching at all“ und „NightS“ verkürzen. Die sind ebenfalls von Kou Yoneda.

    Liebe Grüße
    Amaya

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