Titel: No touching at all

Originaltitel: Doushitemo Furetakunai

Genre: Boys‘ Love, Romance, Drama, Slice of Life

Zeichnungen / Story: Kou Yoneda

Bände: One Shot

Verlag: TOKYOPOP

In Deutschland erschienen: 2011

Erotische Szenen: ❤❤

Ein kleiner Geheimtipp, der von TOKYOPOP leider nicht mehr gedruckt wird, den man aber leicht gebraucht bei Amazon oder ebay bekommen kann.

Die großartige Kou Yoneda. Ich weiß nicht, wie ich sie bisher ignorieren konnte, aber das war auf jeden Fall keine Absicht. Nun, zum Jahreswechsel besinnen wir uns ja gerne auf die wichtigen Dinge, und obwohl ich mir eigentlich vorgenommen hatte meinen Computer, an dem ich schon auf der Arbeit viel zu viel Zeit verbringe, erst nach meinem Weihnachtsurlaub im Januar wieder anzurühren, komme ich irgendwie doch nicht gegen meinen Schreibdrang an. Als mir gestern in meinem Mangaregal „No touching at all“ ins Auge fiel, traf mich daher die Erkenntnis, dass ich diese Mangaka bisher geflissentlich ignoriert habe, wie ein Schlag und ich beschloss euch zu Silvester doch noch mit einer Review zu erfreuen. Ja, manchmal ist es seltsam. Obwohl der One Shot schon seit Jahren an genau demselben Platz in meinem Regal steht, hat er erst gestern wieder meinen Blick auf sich gezogen. Von den Freuden und Leiden, die mir die erneute Lektüre von „No touching at all“ bereitet hat, soll also mein heutiger Beitrag handeln.

Inhalt

Shima ist ein verschlossener und etwas barscher junger Mann, der sich nach einem Arbeitsplatzwechsel entschlossen und erfolgreich gegen die freundschaftlichen Annäherungsversuche seiner neuen Kollegen zur Wehr setzt – gegen alle, außer die seines Vorgesetzten Togawa. Shima kämpft mit aller Kraft dagegen an, dass er sich mehr und mehr zu seinem neuen Vorgesetzten hingezogen fühlt, doch lange halten seine Bemühungen nicht vor. Sein ungehobelt wirkender Chef, der hinter der ihn stets umgebenden Fahne aus Zigarettenrauch und Alkoholdunst ein weiches Herz und große Sensibilität verbirgt, drängt sich penetrant in Shimas Komfortzone hinein und versucht den Einzelgänger aus seinem Schneckenhaus herauszulocken. Nach einigen Streifzügen mit den Kollegen durch die lokalen Kneipen gelingt Togawa das jedoch erfolgreicher, als er es sich vielleicht vorgestellt hat: Shima und sein Chef landen miteinander im Bett! Was für Togawa als erotisches Abenteuer beginnt, nimmt eine überraschende Wende, als er erkennt, dass Shimas persönliche Probleme tiefer reichen, als er anfänglich angenommen hat.

Die beiden beginnen eine Art Affäre miteinander, doch je stärker Togawas Gefühle für Shima wachsen, desto mehr scheint dieser an der Ernsthaftigkeit von Togawas Liebe zu zweifeln. Als Shimas Chef schließlich von Tokyo ins weit über 450 km entfernte Kyoto versetzt wird, findet die eigentümliche Beziehung, die eigentlich noch gar keine war, ein abruptes Ende. Shima scheint die Trennung gut zu verkraften und obgleich er sich noch stärker als vorher in sein Schneckenhaus zurückzieht, baut er ein Vertrauensverhältnis zu seinem ehemaligen Kollegen und neuen Vorgesetzten Onoda auf. Eine Zigarettenschachtel, auf die Shima unverhofft stößt und die Togawa ihm zum Aufbewahren hinterlassen hat, zerrt jedoch mit Gewalt die Erinnerungen an Togawa und die glücklichen gemeinsamen Momente in Shimas Gedächtnis zurück und lässt seine mühsam errichtete Fassade bröckeln. Um wirklich glücklich zu werden, gibt es für Shima eigentlich nur eine Möglichkeit: Er muss Togawa zurückgewinnen. Doch wie steht dieser nach all der Zeit zu Shima? Sind seine Gefühle noch ebenso stark wie vor der Trennung? Von einer Reise nach Kyoto erhofft Shima sich eine Antworten auf seine Fragen.

Artwork

„No touching at all“ gehört zu den früheren Werken von Kou Yoneda und lässt erst in Ansätzen die schlichte und aufs Wesentliche reduzierte Eleganz ahnen, die ihren Zeichenstil und Manga wie „Saezuru Tori wa Habatakanai“ mittlerweile auszeichnet. Das Artwork von „No touching at all“ ist eher rudimentär und die leicht schlaksig wirkenden Figuren bzw. deren Gesichter und Mimik sind auf die notwendigsten Striche reduziert, die trotzdem nie verloren oder steif wirken. Ein wenig erinnern die Anfänge der Mangaka an den Zeichenstil von Shungiku Nakamura (u.a. Sekaiichi Hatsukoi) – ohne die animalischen Züge. Die kräftigen, festen und teilweise beinahe kantig wirkenden Outlines verleihen den Zeichnungen der Mangaka Stärke, während der geringe Detailreichtum dazu beiträgt, dass man sich beim Betrachten / Lesen gut auf das Wesentliche konzentrieren kann – die reichen Emotionen, die sich deutlich auf den Gesichtern der Figuren abzeichnen. Detailreiche Hintergrundzeichnungen finden sich ebenso kaum. Vielmehr setzt die Mangaka den Fokus auf Objekte oder Szenen, die im Verlauf der Geschichte an symbolischer Bedeutung gewinnen, wie ein Bild, eine Zigarettenschachtel oder den einsetzenden Schneefall.

Die Zeichnungen von Kou Yoneda sind reich an Perspektiven und Gesten. Wie eine Komponistin lenkt die Mangaka den Blick des Lesers durch eine Fülle an Bildern, die sich ganz auf die Figuren fokussieren, und lässt ihn in den Szenen, in denen die beiden Männer unter sich sind, abwechselnd Togawas und Shimas Perspektive einnehmen. Gleichzeitig bleibt das Wissen des Betrachters nicht auf den Blickwinkel der beiden Hauptfiguren beschränkt. Vor allem Shimas Gedanken, die sich leider nicht immer ganz eindeutig als die seinen zuordnen lassen, ziehen sich wie ein eigener Erzählstrang durch den Manga, der nachträglich vorher Gesagtes mit neuen Bildern verknüpft und vermeintlich unbekümmert geäußerten Worten neue Bedeutung verleiht.

Die enge Verbindung, die man beim Betrachten der Zeichnungen mit den Figuren verspürt, entspringt der ‚farblichen‘ Gestaltung des Manga. Während die Szenen im Büro und auf der Arbeit wenig Kolorierung aufweisen und die Zeichnungen zum Teil ausschließlich auf weißem Papier entstanden sind, werden in Momenten, in denen Shima und Togawa unter sich sind, einander berühren, küssen oder miteinander schlafen, viel Rasterfolie und Grau eingesetzt, was den Bildern eine sehr intime und düstere Atmosphäre verleiht. Das passt zur Grundstimmung der Geschichte. Überhaupt modellieren vor allem Licht- und Schatteneinfall die stimmungsvolle Szenerie des Manga und weisen in eine Richtung, die mittlerweile moderne Manga wie Given auszeichnet. Kou Yoneda, eine kleine Visionärin.

Das Aufeinandertreffen von Shima und Togawa am ersten Arbeitstag lässt noch nichts von brennender Leidenschaft erahnen.

Erotische Szenen

Die erotischen Szenen in „No touching at all“ strafen den Titel lügen, denn zwischen Togawa und Shima gibt es reichlich „touching“. Ganze drei Mal beglückt uns die Mangaka mit Sex, einige angedeutete Intimitäten und die Bonusstorys nicht mitgerechnet. Das ist ziemlich viel für einen One Shot, von dem man daneben noch eine Handlung erwartet, aber wie viele gute BL-Manga ist auch „No touching at all“ nicht auf die Erotik fokussiert, sondern zeigt anhand dieser auf, wie sich das emotionale Verhältnis zwischen Shima und Togawa über die stattlichen 228 Seiten hinweg entwickelt. Die Dicke des Manga ist sein Glück und ich bin froh, dass der Mangaka dieser Umfang zugestanden wurde, denn obwohl objektiv wenig passiert, ist, was die Entwicklung des Verhältnisses zwischen Shima und Togawa angeht, keine einzige Seite verschwendet oder überflüssig. Die 228 Seiten reichen Kou Yoneda aus, um nicht nur reichlich erotische Szenen unterzubringen, sondern ebenso zwei schlüssige Figuren mit komplexen Biografien zu entwickeln, die lange brauchen, um ihren Weg zueinander zu finden. Wo viele BL-Manga enden, nämlich dort, wo die Protagonisten miteinander im Bett landen, nimmt die Mangaka von „No touching at all“ erst ihre eigentliche Arbeit auf.

Allerdings – wenn ihr ausufernde sexuelle Orgien erwartet, dann wird euch der Manga enttäuschen. Die erotischen Szenen sind on point, aber eher das, was man kurz und knackig nennt. Ebenso dürft ihr nicht auf Romantik hoffen. Leidenschaft, ja, Schmerz und große Emotionen, ja, aber keine Romantik. „No touching at all“ ist kein zuckriger BL, wie wir ihn von Junko kennen, und auch nicht sexy, wie wir es von Scarlet Beriko gewohnt sind. Kou Yoneda erzählt Geschichten im Stil von Kano Miyamoto, deren Figuren und deren Liebe von einer tragischen – oder zumindest sehr traurigen – Vergangenheit geformt werden. Das Hauptmotiv der Mangaka, das auch „Saezuru Tori wa Habatakanai“ bestimmt, ist die Frage danach, welchen Einfluss unsere Biografie darauf hat, auf welche Art und in welcher Form wir Liebe empfinden, erfahren und zulassen können. Und so durchlaufen auch Shima und Togawa verschiedene Stadien von Liebe, einmal auf der körperlichen und einmal auf der geistigen Ebene. Die Gefühle, die die beiden Protagonisten füreinander entwickeln, wandeln sich von Verlangen über Verzweifelung und Wut in Zuneigung, nicht nur emotional, sondern auch sexuell. Dementsprechend zeigen und erzeugen die Sexszenen wenig Erotik im eigentlichen Sinne, sondern entblößen in kurzen Szenen das grundlegendste Gefühl, das Shima und Togawa in diesen intimen Momenten antreibt: Verlangen. Wut. Resignation. Zuneigung.

Je mehr die beiden Figuren sich aufeinander einlassen können, nicht nur physisch, sondern auch psychisch, desto ruhiger und reduzierter werden die Panele und Zeichnungen, desto zärtlicher und intimer die Berührungen. Die sexuelle Begegnung zwischen zwei Menschen ist etwas gewaltiges, beinahe gewalttätiges, eine Kollision zweier Seelen, die uns auf einer primitiven Ebene erfahren lässt wer wir waren, wer wir sind und wer wir danach sein werden. Sie lässt uns und die Beziehung zu dem Menschen, den wir lieben, verändert zurück. Im Moment der größten Nähe können wir unserem größten Glück ebenso begegnen wie unserer größten Angst. Dies ist es, was die Mangaka in ihren Werken eindrucksvoll einfängt und das gilt auch für „No touching at all“. Der One Shot verlangt seinen Lesern viel ab. Vor allem Geduld und das Vermögen, auch einmal Schmerz aushalten zu können. Aber wenn man weiß, dass einen in einem Slice of Life-Werk wenig Action und eher alltägliche Figuren erwarten, dann belohnt dieser Manga einen mit einem trockenen und zuweilen sogar derben Humor, einem maskulinen Erzählton, der mir in vielen anderen BL-Werken fehlt, und zwei psychologisch wirklich bemerkenswert gestalteten Hauptfiguren. „No touching at all“ ist für mich einer der besten One Shots, die ich bisher gelesen habe.

Figuren und Handlung

„No touching at all“ beginnt mit dem klassischen BL-Klischee: Der schwule Neue und der betont und überzeugt heterosexuelle Kollege landen miteinander im Bett, obwohl das erste Aufeinandertreffen noch keinen Funken Sympathie spüren lässt, von sexueller Anziehungskraft ganz zu schweigen. Das ändert sich freilich schnell. Während der homosexuelle Kerl schon bald ein Auge auf den attraktiven Vorgesetzten wirft, stellt dieser während der gemeinsamen heißen Nacht plötzlich fest, dass er scheinbar doch zum anderen Ufer tendiert. Von diesem vielleicht etwas misslichen Start abgesehen, gelingt es Kou Yoneda im Folgenden jedoch mühelos, die gängigen BL-Stereotype zu umschiffen. Shima und Togawa sind zwei angenehm individuelle Figuren, die in ihrem Handeln nicht von vorgezeichneten Schemata gelenkt werden, sondern deren Verhalten völlig von ihrer jeweiligen Vergangenheit bestimmt wird. Shima, der aufgrund seiner Homosexualität und einer Beziehung zu einem früheren Arbeitskollegen seinen alten Arbeitsplatz wegen Mobbing verlassen hat, findet in Togawa, der seine gesamte Familie bei einer Tragödie verlor, einen verständnisvollen und sehr rücksichtsvollen Vorgesetzten, Freund und Partner. Aber die Partnerschaft kommt erst später. Zunächst haben die beiden Figuren alle Hände voll damit zu tun, ihre Gefühle zu ergründen und herauszufinden, was sie an diesem unheimlich hübschen, aber verschlossenen und traurigen Mauerblümchen (Shima) und dem trinkenden und rauchenden Schlot (Togawa) eigentlich so anziehend finden. Und genau das finde ich an dem One Shot so schön: Er liefert keine Antwort auf diese Frage oder besser – er verliert sich nicht in Spekulationen darüber, wie Liebe zwischen zwei Menschen entsteht. Togawa gibt Shima einfach nur zu verstehen, dass er alles an ihm liebt, auch seine vermeintlich schlechten Seiten und Fehler. Für mich eine der berührendsten Szenen der Geschichte. Shima liebt Togawa auf die gleiche Art, aber im Gegensatz zu seinem Chef ist ein langer und harter Kampf erforderlich, bevor Shima die Liebe, die er in seinen Augen nicht verdient, annehmen kann.

Die schlechten Erfahrungen, die Shima während der Beziehung mit seinem ehemaligen Arbeitskollegen gemacht hat, haben ihn tief gezeichnet. Das Wissen darum, aufgrund seiner Sexualität abgelehnt zu werden, lähmt Shima im Umgang mit anderen Menschen und seine Angst vor Ablehnung und das Gefühl, nicht gut genug zu sein, dem Partner nicht auszureichen, hindern ihn daran, den ersten Schritt zu tun und Togawa seine Gefühle offen und ehrlich zu gestehen. Shima wird getrieben von der Angst, erneut verletzt zu werden und erneut festzustellen, dass seine Liebe nicht ausreicht, um dem Partner das Glück zu schenken, was er in Shimas Augen verdient – letztendlich das Glück, was aus Perspektive der Gesellschaft als ‚richtig‘ betrachtet wird: Ehefrau und Kinder. Togawa, der sich nach dem Verlust von Eltern und Bruder nichts sehnlicher zu wünschen scheint als eine eigene Familie und dies zu Beginn des Manga auch Shima gegenüber erklärt, vermittelt Shima damit ungewollt den Eindruck, dass seine Liebe Togawa daran hindern wird das zu erreichen, was er sich als größtes Glück vom Leben erhofft, eben weil Shima als Mann keine Kinder bekommen kann und sogar die Ehe ihm und Togawa verwehrt bleiben wird. Shimas Liebe und seine Gefühle werden in „No touching at all“ symbolisch mit den Zigaretten verbunden, die Togawa raucht: Nachdem er sich zum Aufhören entschließt, werden diese zu einer Droge, deren Konsum zwar irgendwie gesellschaftlich toleriert, aber nicht gerne gesehen wird. Togawas Vorgesetzter, der heimlich raucht, sagt dazu sogar: „Als Chef der Verwaltungsabteilung muss ich in der Öffentlichkeit die Regeln einhalten.“ Die Liebe zwischen zwei Männern, zwischen Togawa und Shima, die sich zu einem Rausch aus Gefühlen und Leidenschaft entwickelt, wird zu etwas Verbotenem stilisiert, das vor allem in Shimas Augen verwerflich und schmutzig ist.

Der eigentliche Konflikt entwächst im Manga jedoch vielmehr daraus, dass mit Shima und Togawa zwei Figuren aufeinanderprallen, die ihre traurige Vergangenheit auf sehr unterschiedliche Art und Weise betrachten. Während Shima sich für diese schämt und seine größte Angst ist, dass sich das einmal Erfahrene mit Togawa wiederholen wird, akzeptiert sein Chef die Lücke, die der Tod seiner Familie in seinem Leben hinterlassen hat, als Teil von sich. Obwohl Togawa ungleich schwerer vom Leben gezeichnet ist als Shima und vor allem die Bonusstory zeigt, dass Shimas Vorgesetzter als junger Mann durch die Hölle gegangen sein muss, hat er sich einen Lebensoptimismus bewahrt, an dem es Shima fehlt. Dieser Optimismus resultiert jedoch aus dem Wissen, trotz aller Verluste geliebt worden zu sein, wie der Abschiedsbrief von Togawas Mutter, die Selbstmord beging, zeigt. Die Liebe, die als positives Grundgefühl sein Gedächtnis durchzieht, kehrt Togawas traurige Erinnerungen in etwas Wertvolles. Dass Togawa seine Vergangenheit nicht hasst, zeigt sich deutlich in dem Moment, in dem Shima Togawas Liebesgeständnis aus Angst zurückweist und dieser Shima daraufhin fragt: „Willst du, dass ich meine Vergangenheit hasse?“ Diese Aussage impliziert, dass Togawa, der eigentlich mit seinen Verlusten Frieden geschlossen hat, seine Vergangenheit als etwas Negatives betrachten wird, wenn sie der Grund dafür werden sollte, dass Shima ihn ablehnt. Es ist dieses Vorurteil, mit dem „No touching at all“ bricht: Wir dürfen einen Menschen nicht nicht lieben, weil sämtliche äußere Umstände gegen diese Liebe sprechen. Viel wichtiger sind die Gefühle, die zwei Menschen miteinander verbinden. Sind diese Gefühle ehrlich, verliert alles andere an Bedeutung – so auch für Togawa der Umstand, dass er mit Shima niemals Kinder wird haben können. Ein vielleicht zum Teil naiver Gedanke, der jedoch der berührenden Botschaft des Manga keinen Abbruch tut. Und auch Shima wirft am Ende seine Zweifel über Bord, denn gegen das, was in ihm brodelt, ist er letztendlich machtlos und die einzige Entscheidung, die er treffen muss, ist nun die, ob er glücklich werden möchte. Denn der Weg zum Glück, dass stellt er schließlich unumstößlich fest, führt nur über Togawa.

Fazit

„No touching at all“ von Kou Yoneda ist ein unaufgeregter, ruhiger Slice of Life-Manga, der vor allem mit seinen stillen und hoch emotionalen Szenen und einem psychologisch komplexen Figurendesign zu überzeugen weiß, (fast) ganz frei von Schemata und Stereotypen. Das macht die Figuren vielleicht zunächst etwas unzugänglich und besonders Shima weckt beim Leser zu Beginn eher Antipathien, aber diese Ecken und Kanten lassen die Charaktere sehr authentisch wirken und erschließen sich später über deren Biographien. Die Mangaka demonstriert in diesem ihrer frühen Werke, dass Liebe zwischen zwei Menschen nicht an äußere Umstände gekoppelt ist oder sich rational erklären lässt. Wenn sie da ist, ist sie wertvoll und etwas, was das Leben bereichert, ganz unabhängig vom Geschlecht und der Familienkonstellation. Das Lesevergnügen wird abgerundet durch einen beinahe derben Humor und den markanten Zeichenstil der Mangaka, den eine feine, dabei gleichzeitig kantige und präzise Linienführung auszeichnet. Dadurch wirken die Figuren schlaksig und reduziert, beinahe nachlässig und grob, aber auch das fügt sich hervorragend mit dem narrativen Stil der Geschichte zusammen, deren Erzählstrang inhaltlich durch verschiedene Symbolobjekte verdichtet wird. Solltet ihr also noch nach einer nachdenklichen Lektüre für Neujahr suchen, die bei aller Dramatik nicht an erotischen Szenen und Humor spart, dann lege ich euch diesen One Shot wirklich ans Herz.

In diesem Sinne: Einen guten Rutsch und ein frohes neues Jahr 2020!

Jaa mata ne, eure Amaya!


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