TitelTouch my Jackass / JACKASS!

Genre: Boys‘ Love, Comedy, Drama, Romance, School Life

Zeichnungen / Story: Scarlet Beriko

Bände: 1 / One Shot

Verlag: Egmont Manga

Erscheinungsjahr des 1. Bands: 2017

Erotische Szenen: ❤❤

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Ich weiß gar nicht, wie viele von euch hier auf dem Blog regelmäßig mitlesen, aber wahrscheinlich ist euch aufgefallen, dass die Beiträge in den letzten zwei oder drei Wochen etwas unregelmäßig erschienen sind. Ich muss euch an dieser Stelle leider mitteilen, dass das in nächster Zeit auch so bleiben wird *snief*. Der Frühling rückt näher und im Job nimmt die Arbeit rapide zu, weshalb ich mich nicht immer darauf verlassen kann, dass ich an dem von mir angepeilten Tag tatsächlich einen Beitrag schaffe. Ich werde mich aber darum bemühen, dass es weiterhin bei einem Blogpost pro Woche bleibt. Nur einen festen Tag kann ich euch leider nicht versprechen. Sorry dafür! Wahrscheinlich werde ich nach wie vor häufig am Wochenende veröffentlichen, aber es kann auch gut sein, dass ich unter der Woche schreibe. Dementsprechend können mal wenige Tage zwischen zwei Beiträgen liegen, aber auch etwas längere Zeiträume. Am besten, ihr schaut ab und zu auf der Seite vorbei, dann entgeht euch nichts.

Heute habe ich endlich einen freien Tag und will aus diesem Grund mal eine relative Neuerscheinung in Angriff nehmen beziehungsweise eine Mangaka, die für mich bisher eher ein Geheimtipp war. Ich bin bei Pinterest zufällig über eine von Scarlet Berikos Zeichnungen gestolpert, die mir vom Stil sehr gefallen hat, und habe erst danach herausgefunden, dass sich hinter dem Namen eine Mangaka versteckt, da sie keinen typisch japanischen Namen hat. Daher schreibe ich heute eine Rezension zu Touch my Jackass. Jackass bedeutet auf Englisch übrigens Esel, weshalb sich mir bisher der Titel nicht wirklich erschlossen hat, wenngleich Jackass in diesem Zusammenhang wohl Idiot oder Depp meint. Aber „Fass meinen Esel/Idioten an“…? Nun ja, wir werden sehen… Oder gibt es hier jemanden, der Englisch-Insider ist? Ich wäre bezüglich dieses Problems dankbar für kompetente Hilfe *zwinker*. Ihr wisst ja seit dem Beitrag zu Maiden Rose, dass die englische Sprache nicht meine Kernkompetenz ist. Für die japanische Originalausgabe wurde als Titel im Übrigen (frei übersetzt) Jackass! Wer sagte, dass es ok war, mich anzufassen? gewählt, was so natürlich wesentlich mehr Sinn ergibt. Der deutsche Titel ist daher eventuell lediglich eine völlig misslungene Übernahme aus dem Japanischen.

Inhalt

Keisuke und Masayuki sind Freunde aus Kindertagen und Präsident und Vizepräsident des Schülerrats der dritten Jahrgangsstufe ihrer Highschool. Keisuke, der von seinen Freunden Kei genannt wird und alleine mit seiner älteren Schwester lebt, hat ständig Geldsorgen und versucht seine Schwester nach Kräften finanziell zu unterstützen. Dafür jobbt er in einem Konbini. Sein bester Freund Masayuki stammt hingegen aus wohlhabendem Elternhaus und kennt die Probleme, mit denen sein Freund sich quält, nur vom Hörensagen. Eines Tages schlüpft Keisuke vor dem Schulsport im Umkleideraum in seine Trainingshose und muss feststellen, dass er sich dabei unabsichtlich die Nylonstrumpfhose seiner älteren Schwester übergezogen hat, die in der vorangegangenen Nacht nach einer wilden Party in Keis Trainingsanzug geschlafen hatte. Aus dieser misslichen Lage rettet ihn Masayuki, der sich den peinlich berührten Kei schnappt und ihn im Krankenzimmer der Schule in Sicherheit bringt. Als Kei sich dort die Strumpfhose ausziehen will, muss er jedoch feststellen, dass es eine Seite an Masayuki gibt, die er bisher nicht kannte: Sein Freund hat einen Nylonstrumpfhosen-Fetisch! Masayuki nutzt die Gunst der Stunde und vergnügt sich von da an hemmungslos mit Keis (aus seiner Sicht) perfekten Beinen, während sich in seinem Freund unbemerkt zarte Gefühle zu regen beginnen. Werden die beiden so unterschiedlichen Jungen zueinander finden und wird der Frauenheld Masayuki Keis Empfindungen erwidern können?

Artwork / Gestaltung

Scarlet Berikos Zeichenstil hat mir bereits von Beginn an sehr gefallen. Sie findet eine ausgewogene Balance zwischen weicher und harter Strichführung, weshalb sie in ihren Figuren eine gute Mischung aus skizzenhaften und graphischen Elementen verbindet. Vielleicht einmal zum Verständnis: Wenn ich graphisch schreibe, dann meine ich eher harte und tief schwarze Linien, die mehr an einen Druck als an eine Zeichnung erinnern. Skizzenhaft sind für mich hingegen Zeichnungen oder Elemente eines Motivs, die noch deutlich die einzelnen Linien des Stifts erkennen lassen. Hierbei handelt es sich um eine dünne und reduzierte Strichführung, welche den Zeichnungen häufig etwas leichtes und filigranes verleiht. Ich habe ein Faible für reduzierte Zeichnungen, in denen wenige gezielt eingesetzte Striche ausreichen, um zum Beispiel ein harmonisches Gesicht zu erzeugen. Eine Kombination aus einigen wenigen dicken und dünnen Linien genügt in diesen Fällen, um Porträts von sehr transparenter Schönheit zu erzielen. Genau dieses Kunststück gelingt der Mangaka von Touch my Jackass. Ihr Markenzeichen sind die auffällig akzentuierten Augen und die dicken Umrisslinien der Figuren. Aufgrund des markanten Lidstrichs, über den alle Figuren in unterschiedlicher Ausprägung verfügen, wirken die Augen sehr ausdrucksstark und die Charaktere erhalten – vor allem in Kombination mit der jeweiligen Frisur – einen femininen Touch, was besonders auf Keis und Masayukis Klassenkameraden Katsumi zutrifft. Ihr dürft in diesem Manga also auf keine männlichen oder physisch präsenten bzw. muskulären Charaktere hoffen. Auf der körperlichen Ebene wird es von der Mangaka weitestgehend vermieden, ein klassisches Uke-Seme-Schema einzuführen. Ihrem Alter entsprechend, wirken beinahe alle Figuren eher wie Uke-Typen.

Zur Leichtigkeit der Zeichnungen tragen auch die vielen Panele bei, die farblich sehr reduziert sind und die verhältnismäßig unschattierten Figuren auf weißem Hintergrund präsentieren. Die Hintergründe – insofern sie vorhanden sind – wirken oft sehr einfach und wenig detailverliebt, was aber nicht weiter stört, denn so stehen die Figuren mit ihren Emotionen und Gefühlen vollkommen im Mittelpunkt der Geschichte. Panele, die beim Aufblättern der Seite ins Auge stechen sollen, sind im Hintergrund mit Bleistiftschraffuren oder schwarzer Rasterfolie gefüllt, was dem Leser sofort offenbart, dass dort eine bestimmte Emotion oder ein Ereignis im Zentrum stehen sollen. Oft heben diese Panele auch Szenen mit komödiantischem Inhalt hervor. Insgesamt sind die Panele sehr strukturiert und übersichtlich gesetzt und das Verhältnis von Text und Bild ist ausgewogen, weshalb ich diesen Punkt im Folgenden etwas ausklammern werde. Auch an den Proportionen der Figuren gibt es im Wesentlichen nichts zu beanstanden. Man merkt der Mangaka nicht an, dass sie noch nicht so lange eigene Titel publiziert und Touch my Jackass, soweit ich den Markt Überblicken kann, erst ihr fünftes Werk ist.

Was ich sehr schön finde, ist, dass die Figuren visuell nicht nur sehr unterschiedlich sind, sondern optisch viele Stereotype von dem widerspiegeln, was sie verkörpern sollen. Diese Klischees werden im Charakterdesign in einigen Fällen wieder gebrochen, was den Figuren eine Tiefe und Ernsthaftigkeit verleiht, die mir auf Anhieb gefallen hat. Katsumi erfüllt optisch beispielsweise alle Klischees eines typisch homosexuellen jungen Mannes: Er wirkt mit seiner extravaganten Frisur sehr weiblich, wurde von Kei früher mit einem Mädchen verwechselt und hat ein Faible für Mode. Zudem ist er ein sehr emotionaler Mensch, der keine Scheu vor Körperkontakt hat und Kei immer eine stützende Schulter anbietet, wenn dieser mal wieder an sich selbst verzagt. Auf der anderen Seite ist er aber auch sehr gradlinig, gerissen, nicht auf den Mund gefallen und wenn er etwas haben will, dann nimmt er sich dies (vor allem seinen Sensei *zwinker*). Er verfügt also ebenso über eine sehr dominante und vereinnahmende Seite. Mit seiner Homosexualität geht er offen um und diese scheint an seiner Schule ein offenes Geheimnis zu sein. Masayukis Figurendesign legt bereits optisch den Grundstein für die Rolle des verwöhnten Muttersöhnchens. Er ist auf eine sehr glatte Art attraktiv beziehungsweise hübsch, ein Eindruck, der durch sein perfekt gescheiteltes, schwarzes Haar und seinen exquisiten Kleidungsstil verstärkt wird. Mit seinen unzähligen Frauengeschichten hält Keis Freund nicht hinter dem Berg. Keisuke ist visuell der vollkommene Gegensatz zu seinem Freund. Er ist ein sehr sportlicher und durchschnittlicher Typ, der häufig mit zerzaustem Haar und in Turnschuhen und T-Shirt anzutreffen ist. Wie dieser optische Anschein im Charakter und der Biographie der Figuren gebrochen wird, werde ich im Abschnitt „Figuren“ näher erläutern.

Erotik / Handlung

Ich mag Scarlet Berikos Werke besonders aufgrund des sehr erotischen Grundtenors, den die Mangaka zu erzeugen weiß. Die Szenen, in denen Masayuki Keis nylonverhüllte Beine beknabbert, sind schon ziemlich heiß, wenngleich die Situation an sich in der Realität wohl nichts besonders erotisch wäre (spätpubertäre Sportlerwaden in Nylonstrumpfhosen *kicher*)… Es ist jedoch reizend anzusehen, wie der ansonsten eher griesgrämige, pessimistische und muffelige Kei plötzlich rot und verlegen wird und sich seine ganze sexuelle Unerfahrenheit offenbart, wenn sein Freund sich über ihn hermacht. Die Panele sind in diesen Sequenzen inhaltlich sehr gut aufeinander abgestimmt. Auf Großaufnahmen von Masayukis Mund oder Händen, wie er in die von Kei getragene Strumpfhose beißt oder über dessen Beine streicht, folgen unwillkürlich Zeichnungen von Keis Reaktionen darauf, indem dieser lustvoll den Kopf nach hinten fallen lässt oder erregt die Hand in seine Hose (äh, ich meine Strumpfhose *hust*) wandern lässt. Kei sieht plötzlich gar nicht mehr griesgrämig, sondern ziemlich kawaii aus, wenn sich sein Gesichtsausdruck entspannt und verändert. Der Leser muss allerdings zugeben, dass Masayuki seinen Job als Verführer in Vollendung beherrscht. Die Art und Weise, wie er Kei berührt, strahlt neben prickelnder Erotik auch sehr viel Zärtlichkeit aus und mir ist besonders eine Szene im Gedächtnis geblieben, in der der Freund liebevoll Keis (nun normal bekleidete) Beine küsst.

Und mal als Bemerkung am Rande: Kei hat wirklich wahnsinnig schöne Beine, das muss Frau neidlos zugeben. Scarlet Beriko ist für mich die Meisterin der BL-Beine – oder so ähnlich *grins*. Ich meine, welche Autorin schaffte es, selbst in den Augen einer heterosexuellen Frau einen Mann in NYLONSTRUMPFHOSEN sexy aussehen zu lassen?! Es gibt eine Szene im Manga, die direkt aus einem erotischen Filmdrama entsprungen sein könnte (oder aus 50 Shades of Grey, wobei Keisuke ganz eindeutig die Rolle der weiblichen Hauptdarstellerin einnimmt): Kei steht in seinem dunklen Zimmer, ein Bein aufs Bett gestellt, die Tür einen Spalt geöffnet, sodass ein wenig Licht in den Raum fällt, während er vor Masayukis Augen die Strumpfhose über seine Beine streift, ohne dabei irgendeine Form von Unterhose zu tragen. Da ist mir glatt die Spucke weggeblieben. Ich hatte eigentlich erwartet, dass Masayuki mit Schnappatmung und Nasenbluten ohnmächtig aus dem Türrahmen kippt, aber zum Glück für unser alles BL-liebendes Herz passiert dies nicht *räusper*. Was ich damit sagen will: Touch my Jackass verfügt über eine zwar zunächst seltsam anmutende, aber sehr erotische Handlung, in der sich die Figuren gegenseitig verführen und verführen lassen. Besonders Kei wird in der zweiten Hälfte des Manga selbst aktiver und ergreift die Initiative, wenngleich er dies sicherlich häufig aus Trotz oder Rache an Masayuki tut, der den Freund zuweilen arrogant und egoistisch behandelt. Übrigens versteht es die Mangaka, auch sehr schöne Füße zu zeichnen, was man bewundern kann, wenn sich Keis nylonüberzogene Zehen an Masayukis bestem Stück zu schaffen machen – im Übrigen auch wieder eine sehr heiße Szene!

Die Mangaka versteht es zudem, sexuelle Spannung nicht nur innerhalb der Szenen aufzubauen, sondern über den gesamten Manga hinweg. Die erotische Interaktion von Masayuki und Kei wird nämlich häufig durch unvorhergesehene Störungen unterbrochen, zum Beispiel die Schulglocke, das Hereinplatzen von Katsumi oder ein klingelndes Telefon. Als Leser wartet man mit wohligem Prickeln den gesamten Band über darauf, dass die beiden endlich das zu Ende führen, was sie ziemlich früh im Werk begonnen haben *hrhrhr*… Die selben Umstände treffen im Übrigen auch auf die anderen beiden Paare (beziehungsweise potentiellen Paare) zu, die in Touch my Jackass eingeführt werden. Keis und Masayukis Beziehung steht zwar im Fokus, jedoch gewährt und Mangaka immer wieder Seitenblicke auf die Beziehung zwischen Katsumi und dem Schularzt Aramaki sowie jene zwischen seinem Klassenkameraden Miyoshi und dessen zufälliger Begegnung mit einem jungen Mann, Hosaka, in einem Stadtviertel mit Schwulenbars (wobei Miyoshi zu Beginn vor allem heimlich in Katsumi verliebt ist).

Figuren

Das Charakterdesign ist das, was mir – wie ich bereits geschrieben hatte – an Touch my Jackass am meisten gefallen hat. Obwohl es im Manga nicht viel äußerliche Handlung gibt und sich diese – wie in den meisten BL-Manga – primär auf der emotionalen Ebene der Figuren abspielt, sind die Figuren doch mit erstaunlichem psychologischen Feingefühl gestaltet und es werden durchaus komplexere Themen wie der individuelle Umgang mit Homosexualität, das Erwachsenwerden und Identitätsprobleme angerissen. Diese Ernsthaftigkeit wird jedoch immer wieder durch humorvolle Szenen unterbrochen, die mich zum Schmunzeln gebracht haben. Denn neben allen Konflikten, die Kei und Masayuki im Manga austragen, sind die beiden doch auch beste Freunde und nehmen im Umgang miteinander kein Blatt vor den Mund. Das gilt jedoch in Teilen für das gesamte im Manga gewählte Vokabular. Die Sprüche werden schon mal deftiger und es kommen Wörter wie „Fickfrosch“ oder „Tunte“ vor. Während Kei genug Grund findet, Masayuki mit seinen unzähligen Bettgeschichten und seinem Reichtum aufzuziehen, spielt dieser den Ball zurück, indem er Kei für seine Bodenständigkeit und Sparsamkeit piesackt. Auch Keis Schwester ist eine sympathische Nebenfigur, die oft der Anlass für unterhaltsame Situationskomik ist. An Akiko finde ich es jedoch einen rührenden Zug, dass sie bei aller Herbheit (darin ähnelt sie Keisuke) doch liebevoll um ihren Bruder und sein Wohlergehen besorgt ist und es völlig selbstverständlich aufnimmt, als dieser ihr gesteht, dass er in Masayuki verliebt ist.

Kei und Masayuki sind beste Freunde, seitdem sie denken können. Das ist auch ihren Klassenkameraden bekannt, bei denen die beiden unter dem Spitznamen Shino-Hara gerufen werden, eine Kombination aus Masayukis und Keis Nachnamen. Das alleine fand ich wahnsinnig süß, denn viele Fans praktizieren diese Verschachtelung aus zwei Namen ebenfalls, nämlich mit zwei Figuren, die sie shippen, wie der Anime- und Manga-Liebhaber sagt. D.h., dass zwei Charaktere eines Anime oder Manga als Paar gesehen beziehungsweise vom Fan als solches gewünscht werden. Dieser Wunsch drückt sich in der Namenskombination aus. Kei und Masayuki stammen aus zwei völlig unterschiedlichen Welten: Kei ist bodenständig und ein lupenreiner Pessimist, der alleine mit seiner Schwester lebt und hart arbeiten muss, damit die beiden Geschwister ihr Zusammenleben finanziell meistern können, denn Keis bereits erwachsene Schwester Akiko verdient in ihrem Job nicht genug Geld. Sie fordert von ihrem Bruder zwar immer, dass dieser seine Jugend und seine Freiheit genießen soll, doch Kei ist ein sehr pflicht- und verantwortungsbewusster junger Mann, der auf seine Art bereits sehr erwachsen ist, weshalb er die Einschränkungen ohne Klage in Kauf nimmt. Masayuki hat sehr wohlhabende Eltern, die sich – zumindest wird es im Manga an drei Stellen angedeutet – jedoch nicht um das Wohl ihres Sohnes scheren, sondern hauptsächlich an seinen schulischen Leistungen interessiert sind. Ich fand es schade, dass dieser unspezifizierte Konflikt Masayukis in Toch my Jackass nicht weiter vertieft wurde beziehungsweise eigentlich kaum zur Sprache kommt, den hierin findet sich sicherlich die Ursache für Masayukis Frauengeschichten begründet. Ich denke, die wechselnden Freundinnen füllen die Leere und seine Sehnsucht nach der Geborgenheit und Liebe, die er zu Hause nicht bekommt. Während Kei ein offener und gradliniger Mensch ist, der wenig Verständnis für Masayukis ‚Luxusprobleme‘ aufbringt, wie er sie nennt, verbirgt dieser seine Einsamkeit hinter einer leicht arrogant wirkenden Fassade.

Die beiden jungen Männer sind eigentlich nicht homosexuell und dementsprechend groß sind Verwirrung und Angst, als die beiden beginnen, die eigenen Gefühle zu realisieren. Das führt unausweichlich zu Konflikten, denn neben der bereits bestehenden enormen Differenz in Charakter und Lebenswelt müssen die beiden Figuren im Manga zudem erst lernen, die Gefühle und Probleme des jeweiligen Freundes zu akzeptieren. Obwohl Kei und Masayuki bereits seit vielen Jahren befreundet sind, stellen sie, als sie sich näher kommen, doch fest, dass sie eigentlich gar nichts über das tatsächliche Leben des anderen und die Sorgen und Probleme wissen, die damit verbunden sind. Es ist diese Auseinandersetzung mit einer dem eigenen Lebensentwurf fernen Welt, die erfolgreich stattfinden muss, bevor Kei und Masayuki offen aufeinander zugehen können. Die Fassade des anderen zu durchschauen, benötigt jedoch Zeit, und so finden die beiden Figuren erst nach einem ernsthaften Streit wirklich zueinander. Kei möchte nicht als weitere von Masayukis ‚Freundinnen‘ beziehungsweise als Sexualobjekt von diesem missbraucht werden, während Masayuki vor allem Angst davor hat, seinen einzigen Freund und Zufluchtsort zu verlieren, wenn er sich auf dessen Gefühle einlässt. Kei erkennt beinahe zu spät, dass es Angst ist, die seinen Freund zurückhält und das er diesen und seine Gefühle und Probleme bisher nie wirklich ernst genommen hat. Zudem steht Kei sein eigener Pessimismus im Weg. Wie sein Kindheitsfreund Katsumi richtig analysiert, neigt Kei dazu, voreilige Schlussfolgerungen zu ziehen und aufzugeben, bevor er sich wirklich ernsthaft für eine Sache engagiert oder sie ins Reine gebracht hat. Seine feststehenden Denkschablonen über Szenarien und Menschen hindern ihn daran, neuen Situationen und anderen Menschen offen zu begegnen und sich ohne Vorurteile auf diese einzulassen. Denn letztendlich sind es vor allem Vorurteile, die Kei gegenüber Masayuki und seiner Herkunft hat. Der Strumpfhosenfetisch seines Freundes ist es daher quasi, der hier den Stein ins Rollen (oder besser: die Laufmasche ins Ziehen *zwinker*) bringt. Dass sich die beiden Figuren plötzlich mit diesen unerwarteten und zunächst ungewollten neuen Gefühlen auseinandersetzen müssen, ist der eigentliche Grund dafür, dass sie nicht nur freundschaftlich, sondern auch als Pärchen eine neue Ebene erreichen und sich ihre Beziehung entscheidend wandelt.

Fazit

Ich kann Touch my Jackass wirklich jedem empfehlen, der viel Wert auf leichte, harmonische und ausgewogene Zeichnungen und Charaktere mit komplexer Tiefe legt, dabei jedoch nicht auf Humor verzichten möchte und sich nicht von einem an manchen Stellen derben Vokabular und einer – zugegeben – etwas kuriosen Ausgangssituation abschrecken lässt. Dafür werdet ihr mit wirklich sehr erotischen Szenen (die nicht immer Sex bedeuten müssen) und einer innovativen Story belohnt, die neben den beiden Hauptcharakteren vier weitere Protagonisten einführt und nicht dem typischen BL-Schulhof-Setting entspricht, denn viele Figuren agieren überraschend beziehungsweise gehen mit ihrer Situation ausgesprochen erwachsen um, ohne in ihrem Handeln den typischen 08/15 BL-Klischees zu entsprechen. Zu den beiden anderen Paaren würde ich mir übrigens wirklich einen eigenständigen Manga oder ein Spin-off wünschen, denn vor allem wie es mit Miyoshi und Hosaka weitergeht, interessiert mich brennend! Der Manga ist jedoch wahrscheinlich nichts für euch, wenn ihr gerne BL mit Action, sehr vielen expliziten Sexszenen und dem klassischen Uke-Seme-Schama lest.

Jaa mata ne, eure Amaya!


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